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Gesundheitsweise kritisieren Verschwendung von Personal

25.04.2024 2 Min. Lesedauer

Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ließe sich durch eine effizientere Organisation der Versorgung lösen. Das ist die Kernaussage des „Jahresgutachtens 2024“, das der Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege (SVR) heute in Berlin an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach übergab. Die sieben Gesundheitsweisen warnen darin vor einer „Verschwendung von Personalressourcen“ und mahnen grundlegende Strukturreformen an. Ein Hauptproblem aus ihrer Sicht: zu viele und zu lange Krankenhausaufenthalte. Dieses Gutachten beleuchte das Kernproblem, den zu erwartenden Fachkräftemangel, sagte Lauterbach. Mit den bestehenden Strukturen lasse sich der Bedarf nicht decken.

Für das von Lauterbach vor einem Jahr in Auftrag gegebene Fachkräfte-Gutachten analysierte der Rat die Situation in der Kranken- und Altenpflege sowie bei Ärzten und medizinischen Fachangestellten (MFA). Alle drei Berufsgruppen werden von der Bundesagentur für Arbeit trotz seit Jahren steigender Beschäftigtenzahlen als Engpassberufe eingestuft. Doch immer mehr Personal einzustellen, sei zu teuer, mit Blick auf den Arbeitsmarkt unrealistisch und stütze ineffiziente Strukturen, diagnostiziert der SVR.

Zwar rangiere Deutschland mit zwölf Pflegekräften und 4,5 Ärzten je 1.000 Einwohner weltweit in der Spitzengruppe. „Doch bei den Fachkräften pro behandeltem Fall liegen wir international im unteren Drittel“, erläuterte der SVR-Vorsitzende Michael Hallek. „Wir machen mit 13,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts eines der teuersten Gesundheitswesen der Welt, dabei werden die Fachkräfte in die Überlastung getrieben, obwohl man es klüger organisieren könnte, und es werden die Patienten nicht so versorgt, dass wir im Vergleich zum Ausland besser dastehen.“

Die Therapie-Empfehlung: Runter mit den Krankenhausfallzahlen durch mehr ambulante Behandlungen und bessere Vernetzung mit der Pflege. Die Klinikreform sei da nur ein Baustein, sagte SVR-Vize Jonas Schreyögg. Dringend nötig sei die auf Eis liegende Reform der Notfallversorgung. Derzeit lande jeder zweite Notaufnahme-Patient in einem Klinikbett. Das mache mit 32 Millionen Krankenhaustagen ein Viertel aller Belegungstage jährlich aus. Zudem empfiehlt der Rat ein Primärarztsystem mit finanziellen Anreizen für die Versicherten.

Um für den steigenden Bedarf in der Altenpflege genug Fachkräfte zu gewinnen, empfiehlt der SVR hochwertige Aus- und Weiterbildung, neue Arbeits- und Personalplanungsmodelle sowie „lebenslange attraktive Karrierewege“. Überdies sollten qualifizierten Pflegekräften mehr heilkundliche Kompetenzen in der Versorgung zugestanden werden, forderte SVR-Vize und Pflegewissenschaftlerin Melanie Messer. (toro)

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