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Hausärzte: Primärarztmodell braucht Vorlauf

02.06.2025 3 Min. Lesedauer

Die Hausärzte stellen sich beim geplanten Primärarztmodell auf eine längere Phase der Umsetzung ein. „Die Umstellung auf ein verbindliches Primärarztsystem wird Jahre dauern“, sagte der Chef des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Markus Beier, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND). Es werde eine längere Phase geben, um die Patienten freiwillig zum Einstieg zu bewegen.

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, findet ein verpflichtendes Modell erst für Versicherte ab 50 Jahren sinnvoll. „Da sind relativ viele schon mit irgendwelchen Zipperlein in ärztlicher Behandlung“, begründete Gassen dies in „Bild“. In ihrem Koalitionsvertrag hat sich die schwarz-rote Regierung auf die Einführung eines verbindlichen Primärarztsystems geeinigt. Unklar bleibt, wie das Modell konkret aussehen soll. Das Thema hatte auf dem Deutschen Ärztetag in der vergangenen Woche für rege Debatten gesorgt.

Beier warb für die Hausarztpraxis als erste Anlaufstelle und warnte vor zu vielen Ausnahmen bei der Einführung des Modells. „Dann werden die meisten Patientinnen und Patienten auch zukünftig auf sich allein gestellt durch das System irren“, sagte er. Als Generalisten seien Hausärzte geschult, den allergrößten Teil der Patientenanliegen zu lösen. Auch eine Zerrung oder Verstauchung könne in der Hausarztpraxis gut behandelt werden. Patienten seien aber gewohnt, in solchen Fällen zuerst zum Orthopäden zu gehen. In der Ärzteschaft gebe es natürlich kritische Stimmen, räumte Beier ein. Ein Primärarztsystem werte die Stellung der Hausärzte auf. „Das passt einigen nicht. Aber auch viele Fachärzte sehen inzwischen die Vorteile.“

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Dagegen machte sich KBV-Chef Gassen für ein flexibleres Modell stark. „Für viele junge Menschen sei es „eine schräge Vorstellung“, nach einer Fußballverletzung zuerst zum Hausarzt zu gehen, um eine Überweisung zum Orthopäden zu bekommen. Bei älteren, multimorbiden Patienten sei jedoch die „ordnende Hand“ des Hausarztes sinnvoll. Die überwiegende Mehrheit der Versicherten schätze das Prinzip der freien Arztwahl. Bei einem verpflichtenden Primärarztsystem gebe es „in der reinen Lehre“ keine freie Arztwahl mehr. Er glaube daher nicht, dass die Politik dies so umsetzen werde, meinte Gassen.

Die Co-Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth, warb angesichts steigender Beiträge und Knappheit an Arztterminen für eine Reform. „Im Moment fährt das System gegen die Wand“, sagte sie in „Bild“. Ein „Weiter-so“ könne es nicht geben. „Wir müssen da ein intelligenteres System bauen.“ Zustimmung kam von Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen. „Ein gut gemachtes Primärarztsystem schützt vor Irrwegen“, schrieb er auf X  und verwies auf den Erfolg des Hausarztprogramms in Baden-Württemberg. (at)

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