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Wenig gelernt: Deutliche Kritik wegen mangelhafter Pandemiepläne

24.01.2025 2:30 Min. Lesedauer

Knapp fünf Jahre nach dem ersten Corona-Fall in Deutschland sehen Politiker und Experten Deutschland nur ungenügend für neue Pandemien gerüstet. „Wir (sind) nicht besser auf eine neue Pandemie vorbereitet als 2020“, sagte Ex-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) der „Augsburger Allgemeinen“. Es fehle der Mut in der Politik, die nötigen Lehren aus der Pandemie zu ziehen, monierte FDP-Politiker Andrew Ullmann im „Deutschlandfunk“.

Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hält die Kliniken für ungenügend vorbereitet. Es sei „erschreckend, wie wenig bisher passiert ist“, kritisierte DKG-Chef Gerald Gaß im G+G-Interview. Am 27. Januar 2020 hatte Bayern die erste Corona-Ansteckung in Deutschland bei einem Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto bestätigt.

„Der Stand der Digitalisierung in den Ämtern ist weiter schlecht, es mangelt an Vorräten an Masken, Beatmungsgeräten und Medikamenten“, beklagte Spahn, der von März 2018 bis Dezember 2021 das Gesundheitsressort leitete. Der CDU-Politiker bedauerte, dass eine Enquete-Kommission im Bundestag zur Pandemie-Aufarbeitung keine Mehrheit gefunden habe. Auch Ullmann fordert eine solche Kommission. „Es scheint ja immer, dass wir auf die letzte Pandemie vorbereitet sind, aber nicht für die kommende“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Eine Kommission könne daran arbeiten, Lehren aus der Pandemie zu ziehen, um für die Zukunft besser aufgestellt zu sein. Verdrängung sei „keine kluge Entscheidung“, warnte Ullmann.

Foto: Frau mitteleren Alters im Zug. Sie trägt eine Schutzmaske
Am 27. Januar 2020 wurde in Deutschland der erste Corona-Fall registriert, am 8. März starb im Kreis Heinsberg der erste mit Sars-CoV-2 infizierte Patient. Das Virus forderte das Gesundheitswesen bis aufs Äußerste. Ist es fünf Jahre später besser aufgestellt? Die Bewertung fällt unterschiedlich aus.
22.01.2025Thomas Rottschäfer8 Min

Der Virologe Christian Drosten bedauert ebenfalls das Fehlen einer politischen Aufarbeitung. „Das wäre sicherlich etwas, das man vorsorglich im Vorgriff auf eine nächste Pandemie politisch-parlamentarisch leisten müsste“, empfahl der Wissenschaftler der Berliner Charité im „Deutschlandfunk“. Es gehe nicht darum, wer damals recht oder unrecht gehabt habe, sondern um eine Klärung fundamentaler Werte wie Freiheit und die Unversehrtheit des Lebens.

Foto: In einem Arztwartezimmer sitzen mehrere Menschen.
Nach der Pandemie sind 5.000 neue Stellen im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) entstanden. Der Pakt für den ÖGD hat auch die Digitalisierung vorangebracht. Doch die Finanzierung ist nur bis Ende 2026 gesichert, warnt die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des ÖGD, Kristina Böhm.
21.01.2025Thomas Rottschäfer3 Min

DKG-Chef Gaß mahnte eine bessere Bevorratung für das Gesundheitspersonal an. „Die Produktion von Masken und anderer Schutzausrüstung findet heute wieder fast vollständig in China statt, und auch beim Thema Medikamenten-Lieferengpässe sind wir nicht wirklich weitergekommen.“ Der 2020 beschlossene Aufbau eines Bundesvorrats an Arzneimitteln und Medizinprodukten stehe weiter aus, fügte Gaß hinzu. Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Kristina Böhm, beklagte im G+G-Interview, die Finanzierung zusätzlicher in der Pandemie geschaffener Stellen in den Gesundheitsämtern sei nur bis Ende 2026 sichergestellt. (at)

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