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Pflegestudie: Über eine Million Klinikaufenthalte vermeidbar

05.12.2023 3 Min. Lesedauer

Bis zu 1,3 Millionen Klinikaufenthalte bei Pflegebedürftigen ließen sich jährlich vermeiden, wenn Patienten im Vorfeld besser versorgt würden. Zu diesem Ergebnis kommt der heute vorgestellte Barmer-Pflegereport 2023. Danach könnte vielen Pflegebedürftigen ein belastender Klinikaufenthalt erspart bleiben, wenn sie bereits in Praxen und Pflegeheimen passgenau behandelt werden könnten. Dazu brauche es aber „dringend neue, effizientere Versorgungsstrukturen“, sagte Barmer-Chef Christoph Straub. Er appellierte an Bund und Länder, die geplante große Klinikreform zu nutzen, um die Strukturen und die wohnortnahe Versorgungsangebote zu verbessern.

Aktuell litten Millionen von Patienten unter Versorgungsdefiziten. „Insbesondere chronisch Kranke und Pflegebedürftige werden oft weder ambulant noch stationär bestmöglich versorgt“, so der Kassenvertreter. Der Fachkräftemangel verschärfe die Nöte weiter und zwinge zu Reformen. Als wesentlichen Baustein sieht Straub neue wohnortnahe, sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen, wie sie die Expertenkommission der Regierung unter dem Namen „Level 1i“-Zentren vorgeschlagen hat. Diese sollen Gesundheitsberufe, Praxen und Pflegedienste vereinen und Akutpflegebetten vorhalten.

Gerade in dünn besiedelten Gebieten könnten solche Versorgungszentren Patienten wohnortnah versorgen. So ließen sich viele Erkrankungen bei rechtzeitiger Behandlung auch ohne Klinikaufenthalt in den Griff bekommen. Als Beispiele nannte Straub Herzinsuffizienz und Diabetes Typ 2. Zugleich appellierte er an Bund, Länder und Kommunen, pflegende Angehörige stärker zu unterstützen. Diese seien die wichtigste Säule der Pflege. Auch müssten die Pflegeberufe weiter aufgewertet werden. Gut ausgebildete Pflegekräfte könnten auch ärztliche Aufgaben übernehmen.

Ein Viertel aller Klinikfälle sei im Jahr 2022 auf Menschen entfallen, die bereits pflegebedürftig waren oder deren Pflegebedürftigkeit im Kontext des Krankenhausaufenthalts festgestellt wurde, berichtete der Studienautor, der Bremer Pflegewissenschaftler Heinz Rothgang. Im Schnitt blieben diese 2,7 bis 3,4 Tage länger als nicht-pflegebedürftige Klinikpatienten. Rothgang kritisierte die Anpassungen der Pflegeleistungen als unzureichend. Diese hinkten dem Preisauftrieb hinterher. „Bis zum Jahr 2027 führt das zu einem Kaufkraftverlust von mehr als 18 Prozent beim Pflegegeld und mehr als 14 Prozent bei den Pflegesachleistungen“, errechnete der Experte. Auch die 2022 eingeführten Zuschläge zu den Eigenanteilen bei Pflegeheimbewohnern seien bereits „vollständig aufgezehrt“.

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