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HPV-Impfungen eingebrochen – Straub für Erinnerungssystem

27.08.2024 2:30 Min. Lesedauer

Obwohl die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) Frauen nachweislich vor Gebärmuttarhalskrebs schützt, sind in Deutschland noch immer viel zu wenige junge Frauen immunisiert. 40 Prozent der Mädchen sind trotz entsprechender Empfehlung mit 14 Jahren nicht oder unzureichend gegen HPV geimpft, geht aus dem heute veröffentlichten Barmer-Arzneimittelreport hervor. „Diese Impfquote ist ohne Zweifel viel zu gering“, sagte Barmer-Chef Christoph Straub.

Alarmierend sei, dass die Zahl der HPV-Impfungen zum Ende der Corona-Pandemie 2022 deutlich eingebrochen sei. Vor diesem Hintergrund Straub für ein Impferinnerungssystem der Krankenkassen. Dem Report zufolge sank die HPV-Impfrate 2022 gegenüber dem Vorjahr um 23,5 Prozent von 98 auf 75 Impfungen je 1.000 Mädchen. Im Vergleich zum Rekord-Impfjahr 2015 betrage der Rückgang sogar 37 Prozent. Der Anteil der vollständig gegen HPV geimpften Jungen liegt dem Report zufolge mit 25 Prozent im Alter von 13 Jahren sogar noch deutlich unter dem der Mädchen.

Der Report auf Basis von Barmer-Versichertendaten belegt laut Straub bei den 20- bis 29-jährigen Frauen schon jetzt die schützende Wirkung der Immunisierung. Waren demnach 2011 noch 23 von einer Million Frauen daran erkrankt, sank dieser Wert 2022 auf sieben von einer Million Frauen. Bei Frauen zwischen 30 und 39 Jahren gebe es diesen Effekt nicht, weil sie im Kindesalter noch nicht von der seit 2006 zugelassenen Impfung profitieren konnten. Insgesamt erkranken in Deutschland nach Barmer-Angaben 4.600 Frauen jährlich an Gebärmutterhalskrebs, allein im Jahr 2020 starben 1.546 Frauen daran.

Studienautor Daniel Grandt bezeichnete HPV-Infektionen als „tickende Zeitbombe“. Es dauere Jahrzehnte, bis sich ein Zervixkarzinom entwickele. Insofern sei die Tatsache, dass fast jede vierte Frau im Alter bis 30 Jahr mit HPV infiziert sei, „keine Marginalie, sondern hochgradig besorgniserregend“. Das Impfziel von 90 Prozent sei in allen Bundesländern weit verfehlt, und es gebe eklatante Unterschiede. Während in Sachsen-Anhalt 12,5 Prozent der Mädchen nicht geimpft seien, liege dieser Wert in Bayern mit 32,5 Prozent fast dreimal so hoch.

Barmer-Vorstand Straub plädiert deswegen für ein strukturiertes Impferinnerungssystem. Zwar prüfe der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) derzeit die Einführung der U10-Vorsorgeuntersuchung, bei der der Impfstatus idealerweise überprüft werden könne. Doch sollten bis dahin die Kassen den Impfschutz ihrer Versicherten „überprüfen und sie gegebenenfalls an fehlende Impfungen erinnern“. (ter)

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