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Apotheker fordern Änderungen an geplanter Reform

23.04.2024 2 Min. Lesedauer

Deutschlands Apotheker haben deutliche Kritik an der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplanten Apothekenreform geübt. Bestätigt fühlen sie sich durch zwei heute vorgestellte Gutachten, die neben der Verfassungsrechtlichkeit auch die erhoffte Finanzwirkung der Reform in Frage stellen. „Das Apothekensterben wird noch zunehmen“, konstatierte der Ökonom Georg Götz von der Universität Gießen. Die apothekerlose Apotheke, wie sie in der Reform geplant sei, laufe der „Schutzpflichtverantwortung des Staates“ zuwider, resümierte der frühere Verfassungsrichter Udo Di Fabio.

Die Chefin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda), Gabriele Regina Overwiening, sieht in den Ausführungen der beiden Fachleute eine „Rückendeckung“ für die Argumente der Apothekerschaft.

Das Gutachten von Di Fabio belege, dass eine Versorgung über Apotheken ohne Apotheker einen Grundrechtseingriff darstelle. Durch die Reform könne keine einzige Apotheke gerettet werden, kommentierte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Hans-Peter Hubmann, das Papier. Im ersten Quartal 2024 sei die Zahl der Betriebsstätten bundesweit um 142 auf 17.429 Apotheken zurückgegangen. Dies sei ein neuer Tiefstand.

Volkswirt Götz führte in seiner Analyse aus, dass sich der Betrieb bei einem Viertel der Apotheken langfristig nicht mehr lohne. Der Reformplan Lauterbachs, zur Stützung des Apothekennetzes eine Umverteilung zwischen ertragsstarken und ertragsschwachen Betrieben vorzunehmen, werde das Apothekensterben nicht stoppen, da die Umverteilung allenfalls „homöopathisch“ sei. Auch der Jurist Di Fabio meldete Zweifel an den Reformplänen an. Die Apotheke ohne Apotheker halte er für einen verfassungsrechtlich unzulässigen Weg. In einer alternden Gesellschaft wie Deutschland würden die Sicherheitsanforderungen bei der Abgabe von Medikamenten eher steigen. „Dass wir die Abgabe von Arzneimitteln (...) durch das Nadelöhr der Apotheken führen, hatte gute Gründe und hat (…) heute noch bessere Gründe.“ Darüber laufe die Apotheke ohne Apotheker dem Leitbild der persönlichen Kontrolle der Arzneimittelabgabe durch einen pharmazeutisch qualifizierten Apotheker oder eine Apothekerin zuwider.

DAV-Chef Hubmann forderte zusätzliche Mittel für die Apotheken. Es sei klar, dass mehr Geld im System benötigt werde, um den Trend zu immer mehr Apothekenschließungen aufzuhalten. Nötig sei ein Sofort-Hilfe-Paket zur Stabilisierung der Versorgungslandschaft und eine nachhaltige Verbesserung der Honorierung. (at)

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