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Pflegende Angehörige machen von Pflegezeit kaum Gebrauch

11.10.2024 3 Min. Lesedauer

Von den fast 5,5 Millionen pflegenden Angehörigen in Deutschland macht nur ein Bruchteil von dem Angebot der Pflegezeit oder Familienpflegezeit Gebrauch. Dies ist das Ergebnis einer heute erschienenen Analyse auf Basis des Deutschen Alterssurveys. Danach nutzen nur knapp vier Prozent der Menschen, die Angehörige oder Freunde in ihrem häuslichen Umfeld unterstützen, diese Möglichkeit. Bei der Pflegezeit oder Familienpflegezeit handelt es sich um eine vom Arbeitgeber nicht bezahlte vollständige oder teilweise Arbeitsfreistellung von bis zu sechs Monaten. Damit sollen Pflege und Beruf leichter unter einen Hut gebracht werden.

Der Analyse zufolge sind fast 22 Prozent der Befragten diese Angebote nicht bekannt. Gleichzeitig geben 16 Prozent an, keinen Anspruch zu haben. Knapp zehn Prozent schreckt der bürokratische Aufwand. Der Großteil der Befragten mit fast 62 Prozent teilt jedoch die Ansicht, Pflege- oder Familienzeit gar nicht zu brauchen.
 
„Bei den knapp 62 Prozent, die angeben, die Angebote nicht zu benötigen, stellt sich die Frage, ob tatsächlich keine Unterstützung gewünscht ist oder ob die Maßnahmen die tatsächlichen Bedürfnisse der Pflegenden zu wenig berücksichtigen“, erklärte Studienautorin Ulrike Ehrlich vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA). Die Soziologin vermutet, dass die Maßnahmen vielleicht deshalb als unnötig erachtet werden, „weil die finanziellen Vorteile gegenüber anderen Regelungen gering sind“. Das Darlehen im Rahmen dieser Gesetze gleiche den Verdienstausfall nur zur Hälfte aus und müsse nach der Freistellung zurückgezahlt werden, erläuterte Ehrlich. Die Ampel hatte in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, Pflegezeit ohne Lohnverlust auszugleichen, doch hat dieses Vorhaben bislang nicht umgesetzt.
 
Die Analyse bestätigt Zahlen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Danach machen nur drei Prozent von der Option Gebrauch gemacht, sich für die Pflege bis zu sechs Monate von der Arbeit freistellen zu lassen. Gleichzeitig wenden laut WIdO pflegende Angehörige im Schnitt 49 Stunden pro Woche für die Unterstützung von Angehörigen auf. Fast ein Viertel reduziere die Erwerbsarbeit oder gebe sie ganz auf. Der Deutsche Alterssurvey ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte und wird vom Bundesfamilienministerium gefördert. (at)

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