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Vor Gipfel mit Lauterbach: Niedergelassene Ärzte warnen vor Wartelisten

05.01.2024 3 Min. Lesedauer

Vor dem geplanten Treffen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erhöhen die niedergelassenen Ärzte den Erwartungsdruck. „Wir beklagen seit Jahren ein Ausbluten der ambulanten Versorgung“, erklärte der Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes Fachärzte Deutschlands (Spifa), Dirk Heinrich. Auf dem für den 9. Januar angesetzten Termin erwarte er „klare Zusagen hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit der ambulanten Versorgung“.

Zwischen den Jahren hatten viele niedergelassene Mediziner ihre Praxen aus Protest gegen die Politik der Bundesregierung geschlossen gehalten. Die dreitägige Aktion war vom Virchowbund initiiert worden, der weitere Schließungen in Aussicht gestellt hat, falls das geplante Spitzentreffen der Ärzte mit Lauterbach nicht das gewünschte Ergebnis bringen sollte. Lauterbach lehnte bislang die Forderungen der Ärzte nach mehr Geld ab. 
 
Die Budgetierung im Facharztbereich habe mittlerweile vielerorts ein derartig hohes Niveau erreicht, dass häufig eine zeitnahe Diagnosestellung nicht mehr möglich sei, klagte Heinrich. Er verwies auf den Koalitionsvertrag der Ampelregierung, der die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung vorsieht. Wartelisten, lange Wartezeiten auf Arzttermine und Leistungskürzungen für die Patientinnen und Patienten müssten vermieden werden. Der Spifa-Vorstand forderte zudem Bürokratieabbau und eine für Arzt und Patient sinnvolle Digitalisierung. Die Budgetierung für Kinder- und Jugendärzte ist 2023 abgeschafft worden.
 
Kliniken sehen die Entwicklung im ambulanten Bereich mit Sorge. Die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) befürchtet eine Überlastung der Notaufnahmen. „Die ambulante Versorgung durch die Niedergelassenen und Bereitschaftsärzte muss sichergestellt sein“, sagte BKG-Geschäftsführer Marc Schreiner der „Berliner Morgenpost“. Hintergrund sei eine seit Anfang 2024 geltende Honorarregelung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin, wodurch eine geringere Anzahl an Behandlungsfällen vergütet werde. Daher erwartet die BKG, dass niedergelassene Mediziner weniger Termine anbieten. Schon jetzt sei es vielfach so, dass Patientinnen und Patienten die Notaufnahme als ersten Anlaufpunkt nutzten, um medizinische Hilfe außerhalb der Praxissprechstunden zu bekommen, monierte Schreiner. Die Notaufnahmen in Berlin seien bereits jetzt „am Limit“. Die KV Bayern warnte laut dem „Bayerischen Rundfunk“ (BR) vor einer Unterversorgung im ambulanten Bereich. Zwar sei 2023 die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Bayern weiter gestiegen, aber immer mehr Mediziner arbeiteten in Teilzeit und im Angestelltenverhältnis. (at)

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