Artikel Versorgung

Debatte: Leitlinien dienen als Navigationssystem

17.12.2025 Eva Hummers 2 Min. Lesedauer

Leitlinien sichern die Qualität der medizinischen Versorgung, sagt Eva Hummers. Die Allgemeinärztin plädiert dafür, die größtenteils ehrenamtliche Entwicklungsarbeit stärker anzuerkennen.

Foto: Pfeile auf einer Straße zeigen in unterschiedliche Richtungen.
Ohne die sogenannten Leitlinien stünde die medizinische Versorgung schlecht da.
Foto: Prof. Dr. Eva Hummers, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen, ist Präsidentin der DEGAM.
Prof. Dr. Eva Hummers, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen, ist Präsidentin der DEGAM.

Leitlinien setzen medizinische Standards und entlasten Ärztinnen und Ärzte, indem sie die beste verfügbare und aktuelle wissenschaftliche Evidenz in konkrete Handlungsvorschläge für typische Patientensituationen übersetzen. So bekommen Ärztinnen und Ärzte schnell einen Überblick zum aktuellen Stand der ärztlichen Arbeit. Ganz klar: Ohne Leitlinien stünde die medizinische Versorgung (in allen Fachrichtungen!) schlecht da. Leitlinien dienen als Navigationssystem durch die komplexe Landschaft von Medizin und Gesundheitswesen. Ein begründetes Abweichen ist selbstverständlich legitim und manchmal sogar notwendig.

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) setzt sich seit 27 Jahren für die Entwicklung von S3-Leitlinien ein – die höchste Stufe evidenzbasierter medizinischer Leitlinien in Deutschland. Die DEGAM-Sektion „Leitlinien und Qualitätsförderung“ organisiert diese Arbeit. Dank des immensen Engagements von Kolleginnen und Kollegen aus der Vollversorgung und aus den universitären Instituten sind bisher zahlreiche Leitlinien für die hausärztliche Praxis entstanden. Die Qualität der medizinischen Versorgung profitiert ungemein.

„Ohne Leitlinien stünde die medizinische Versorgung schlecht da.“

Prof. Dr. Eva Hummers

Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen und Präsidentin der DEGAM

Gute Leitlinien basieren auf allen verfügbaren wissenschaftlichen Studien, aber auch auf Beobachtungen und Erfahrungsberichten, wenn entsprechende Studien fehlen. Damit Leitlinien praxistauglich werden, müssen sie durch interprofessionelle Teams erarbeitet werden. Beteiligt sein müssen die praktizierenden Ärztinnen und Ärzte der jeweiligen Fachrichtung und möglichst auch nicht-ärztliches Praxispersonal. Die Patientenperspektive fließt ebenfalls in die Leitlinien ein – ebenso wie die Expertise in wissenschaftlicher Evidenzsuche, -synthese und -bewertung.

Dennoch fehlt es an Man- und Womanpower, um der hohen Nachfrage nach allgemeinmedizinischer Beteiligung an den zahlreichen Leitlinienprojekten gerecht zu werden. Leitlinienarbeit ist zeitaufwendig und wird zu großen Teilen ehrenamtlich geleistet. Es wäre sinnvoll, die Entwicklung einer Leitlinie stärker als eigenständige wissenschaftliche Leistung oder adäquate Fortbildungsleistung anzuerkennen.

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