Blickwinkel Versorgung

Debatte: Bürokratie behindert Gesundheitswirtschaft

19.10.2023 Philipp Wien 3 Min. Lesedauer

Pflichten, zum Beispiel zur Dokumentation, sollen die Qualität in der Versorgung erhöhen. Doch der bürokratische Aufwand hierfür bindet zu viele Ressourcen, meint Dr. Philipp Wien.

Foto eines Mediziners, der einen Stapel Akten vor sich trägt
Aktenstapel abbauen: Der Gesundheitswirtschaft täte weniger Bürokratie gut.

Bürokratie bindet Ressourcen

Eine verlässliche und hochwertige medizinische Versorgung ist ein wichtiger Standortfaktor für die Wirtschaft. Zudem beeinflusst die Gesundheitsversorgung direkt die Arbeitsfähigkeit von Beschäftigten in den Betrieben. Deshalb wiegt es umso schwerer, dass die Gesundheitsbranche mit viel Bürokratie konfrontiert ist – und zwar von der Entwicklung, über die Zulassung und Produktion bis hin zur Leistungserbringung. Ein gewisses Maß an Bürokratie ist wichtig, um zum Beispiel die Qualität sicherzustellen. Bürokratie bindet jedoch personelle und finanzielle Ressourcen, die nicht für das Kerngeschäft zur Verfügung stehen. Sie muss deshalb auf das notwendige Minimum reduziert werden. Das würde auch die Versorgungssicherheit mit Produkten wie Arzneimitteln erhöhen. Aktuell haben Hersteller lange und bürokratische Verfahren zu absolvieren, um die Produktion in Deutschland aufzubauen oder zu erweitern.

„Aufgrund der Fragmentierung des Datenschutzes verzögern sich viele Forschungsvorhaben.“

Dr. Philipp Wien

Leiter des Referats Gesundheits­wirtschaft im Bereich Gesundheitswirtschaft, Beschäftigung, Organisationsentwicklung bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer

Komplizierte Voraussetzungen

Foto: Porträt von Philipp Wien, Leiter des Referats Gesundheits­wirtschaft im Bereich Gesundheitswirtschaft, Beschäftigung, Organisationsentwicklung bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer
Philipp Wien, Leiter des Referats Gesundheits­wirtschaft im Bereich Gesundheitswirtschaft, Beschäftigung, Organisationsentwicklung bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer
Foto: Porträt von Philipp Wien, Leiter des Referats Gesundheits­wirtschaft im Bereich Gesundheitswirtschaft, Beschäftigung, Organisationsentwicklung bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer
Dr. Philipp Wien, Leiter des Referats Gesundheits­wirtschaft bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer

Für die schwierigen Rahmenbedingungen in der Gesundheitswirtschaft lassen sich weitere Beispiele anführen: Aufgrund der Fragmentierung des Datenschutzes in Deutschland verzögern sich viele Forschungsvorhaben. Zudem gibt es mehr als 1.000 verschiedene Hilfsmittelverträge, deren Umsetzung mit einem hohen Aufwand für Sanitätshäuser, Apotheken und Kostenträger verbunden ist. Handlungsbedarf gibt es auch auf EU-Ebene: So müssen Betriebe wie Sanitätshäuser aufgrund neuer EU-Vorgaben für Medizinprodukte einen deutlich höheren Dokumentationsaufwand betreiben, etwa bei Rollstuhlsonderanfertigungen für Menschen mit stark verkrümmter Wirbelsäule. Diese Vorgaben führen auch dazu, dass Produkte wie Kompressionsstrümpfe nur noch bedingt industriell vorgefertigt werden können. Serienware muss in die Hand genommen werden, um eine Kennzeichnung einzusticken. Auch für Labore führen neue EU-Vorgaben zu mehr Bürokratie, wenn sie Tests selbst herstellen und verwenden. Gerade in Bereichen der Labordiagnostik, in denen es wenig innovative und zertifizierte Tests von industriellen Herstellern gibt, müssen Labore nun mehr Dokumentationspflichten erfüllen.

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