Blickwinkel Gesundheitssystem

Kommentar: Eine Spur der Verwüstung

18.06.2025 Martin Rücker 2 Min. Lesedauer

US-Präsident Trump geht im Gesundheitssektor radikal vor – mit schweren globalen Folgen, wie Martin Rücker, Freier Investigativjournalist, in seinem Kommentar moniert.

Foto: "Welcome to Trumpland" flattert in Großbuchstabenfähnchen in den Farben Weiß/Blau/Rot im Wind vor einem Feld, daneben eine Straße, auf der ein Auto fährt.
Seit US-Präsident Trump die USA wieder regiert, gibt es viele Umbrüche.
Foto: Martin Rücker, Freier Investigativjournalist (investigatistation.de).
Martin Rücker, Freier Investigativjournalist
(investigatistation.de)

Wie eine Abrissbirne schlägt sich US-Präsident Donald Trump durch Forschungslandschaft und Gesundheitssystem. Er entzieht Elite-Hochschulen das Geld, entmachtet Behörden, verlässt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), installiert einen Verschwörungstheoretiker als Gesundheitsminister, bedroht ausländische Medizinstudenten mit der Abschiebung. Die Spur der Verwüstung könnte kaum größer sein.

So zynisch es klingt: Für Europa bietet dies auch die Chance, sich im Gesundheitssektor – ähnlich wie bei der Verteidigung ؘ– aus der transatlantischen Abhängigkeit zu lösen. Viele Fortschritte in der Forschung, die Überwachung von Erregern mit Pandemie-Potenzial, die Arbeit der WHO: All das hing viel zu sehr am Geld aus Amerika. Die wichtigste Datenbank medizinischer Studien liegt auf einem staatlich betriebenen Server in den USA. Der Trump-Schock stößt nun ein Umdenken an: Deutsche Hochschulen werben um US-Wissenschaftler, alternative Studiendatenbanken werden vorbereitet, mehr Engagement in der WHO diskutiert.

„Europa muss sich auch hier aus der Abhängigkeit lösen.“

Martin Rücker

Freier Investigativjournalist (investigatistation.de)

Das Dramatische ist, dass dafür erst die Schockwellen der radikalen Politik über den Atlantik schwappen mussten. Auf der anderen Seite steht nämlich, dass Trump mit seinen schnell unterzeichneten Dekreten buchstäblich über Leichen geht: Der abrupte Stopp von Geldern für AIDS-Medikamente und Ernährungsprogramme im globalen Süden etwa hat unmittelbar Menschenleben gekostet. 

Die deutsche Gesundheitspolitik muss daraus lernen: Sie darf nicht erst dann handeln, wenn der Schaden bereits sein Maximum erreicht hat. An Baustellen fehlt es nicht: Endlich die Prävention und evidenzbasierte Therapie chronischer Krankheiten zu organisieren, ist eine ähnliche Herkulesaufgabe, wie jetzt den Ausfall der USA auszugleichen. Gesundheitspolitik braucht Mut und Weitsicht – nicht erst, wenn es knallt.

Foto: Ausschnitt der amerikanischen Flagge auf einer Weltkarte, darüber liegt ein Stethoskop.
US-Wissenschaftler sind entsetzt über den wissenschaftsfeindlichen Kurs der Trump-Regierung, über Entlassungen, Institutsschließungen und Datenlöschungen. Einige möchten nach Deutschland auswandern.
28.03.2025Solveig Giesecke5 Min

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