Interview Pflege

„Dramatische Situation der Pflege spitzt sich zu“

18.06.2025 Thorsten Severin 2 Min. Lesedauer

Zur Stärkung des Pflegeberufs empfiehlt Susanne Wingertszahn, alternierende Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland (Versichertenseite), ein ganzes Bündel an Maßnahmen.

Foto: Ein blauer Pflegetracht-Kittel hängt in einem weißen Spind.
In der Pflege sind viele Stellen unbesetzt.
Foto: Susanne Wingertszahn, alternierende Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland (Versichertenseite).
Susanne Wingertszahn, alternierende Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland (Versichertenseite)

Frau Wingertszahn, angesichts zunehmender Engpässe auf dem Arbeitsmarkt steht die Pflegebranche verstärkt im Fokus politischer Diskussionen. Wie blicken Sie darauf? 

Susanne Wingertszahn:Die Situation in der Pflege, insbesondere die Personalsituation, ist dramatisch - und sie spitzt sich weiter zu. Die Gewerkschaften warnen davor seit vielen Jahren. Dass die Zahl der Pflegebedürftigen steigt und der demografische Wandel auch das Pflegepersonal betrifft, ist hinlänglich bekannt. In der Pflege muss immer mehr geleistet werden, auch fachlich. Hinzu kommt, dass die Zahl der mehrfach Erkrankten und Hochbetagten steigt. Psychischer Stress und Zeitdruck bringen viele Beschäftigte an ihre Grenzen.

Wie könnte der Pflegeberuf gestärkt werden?

Wingertszahn: Gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung machen einen Job attraktiv. Das gilt auch für den Pflegeberuf. Im Detail benötigt werden zusätzliches und qualifiziertes Personal, ein am Pflegebedarf orientiertes bundeseinheitliches Verfahren zur Personalbemessung, gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Pflege zu Hause. Und vor allem: eine bessere Bezahlung. Zu viel Arbeit für zu wenig Personal ist zum Dauerzustand geworden. Hinzu kommt: Die professionelle Pflege ist weiblich. Vier von fünf Erwerbstätigen in der Altenpflege sind Frauen, davon viele teilzeitbeschäftigt. Teilzeitarbeit und schlechte Entlohnung fallen oft zusammen.

„Ich wünsche mir, dass die Pflege endlich den Respekt bekommt, den sie verdient.“

Susanne Wingertszahn

Alternierende Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland (Versichertenseite)

Was wünschen Sie sich konkrekt für die Pflege?

Wingertszahn: Ich wünsche mir, dass die Pflege endlich den Respekt bekommt, den sie verdient. Dass die Arbeitgeber der Pflegebranche ihre Hausaufgaben machen, um die Fachkräfte zu sichern. Dass die Politik ihre Verantwortung erkennt, längst überfällige Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn in der Pflegebranche liegt ein hohes Beschäftigungspotential und damit eine große Chance, die wir nutzen sollten.

Foto: Eine jüngere Frau schiebt eine ältere Frau im Rollstuhl über eine Wiese.
Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in Deutschland auch in den kommenden Jahren deutlich ansteigen. Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK im aktuellen Pflege-Report zeigen eine erhebliche Varianz des regionalen Pflegegeschehens.
10.12.2024Susann Behrendt3 Min

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