Umweltbewusstsein im Wandel
Trotz anhaltender und zunehmender Umweltprobleme machen sich immer weniger Menschen in Deutschland Sorgen über die damit verbundenen Gesundheitsrisiken. Wie es um das Umweltbewusstsein in Deutschland bestellt ist, beleuchtet der aktuelle WIdO-Monitor.

Umwelteinflüsse wie Hitze oder Luftverschmutzung können gravierende Auswirkungen für die Gesundheit haben. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts starben im Sommer 2022 in Deutschland schätzungsweise 9.100 Menschen an den Folgen von Hitze. Auch eine hohe Luftverschmutzung verursacht vorzeitige Todesfälle, indem sie Krebs, Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen auslöst oder verschlimmert. Insgesamt gab es laut Daten der Europäischen Umweltagentur im Jahr 2022 in Deutschland rund 32.600 Todesfälle aufgrund von Feinstaub sowie mehr als 24.000 Todesfälle, die auf die Luftschadstoffe Stickstoffdioxid und Ozon zurückzuführen waren.
Die Luftqualität in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten zwar verbessert. Doch die damit verbundenen gesundheitlichen Belastungen sind immer noch hoch und können sich durch den fortschreitenden Klimawandel noch verstärken. Fachleute gehen zudem davon aus, dass sich die Zahl der Hitzetage in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten nahezu verdoppeln wird.
Umweltthemen verlieren an Bedeutung
Umweltthemen spielen für eine große Mehrheit der Bevölkerung (83,5 Prozent) nach wie vor eine wichtige Rolle, so ein Ergebnis des aktuellen WIdO-Monitors, für den im November 2024 eine repräsentative Stichprobe von 3.033 in Deutschland lebenden Personen über 18 Jahren zu ihren Einstellungen und ihrem Problembewusstsein im Hinblick auf umweltbedingte Gesundheitsbelastungen befragt wurde. Der Vergleich mit einer Vorgängerbefragung aus dem Jahr 2020 zeigt aber: Die Besorgnis aufgrund von Umweltproblemen ist deutlich zurückgegangen, insbesondere bei den Themen Klimawandel (-12,9 Prozentpunkte) und Luftverschmutzung (-10,9 Prozentpunkte). Der Aussage, dass Umweltprobleme übertrieben werden, stimmen dagegen deutlich mehr Befragte zu als noch vor vier Jahren (+10 Prozentpunkte).
Sorge um folgende Generationen
Vor allem um sich selbst machen sich die Befragten wenig Sorgen: Nur etwa jeder Vierte empfindet Umweltverschmutzung als starke Belastung für die eigene Gesundheit. Deutlich mehr, nämlich fast zwei Drittel (63,6 Prozent) der Befragten befürchten aber, dass Umweltprobleme eine erhebliche Bedrohung für die Gesundheit ihrer Kinder und Enkel darstellen.
Zwischen der realen und zunehmenden Gesundheitsgefährdung durch den Klimawandel und dem diesbezüglichen Problembewusstsein in der Bevölkerung besteht eine wachsende Diskrepanz. Während sommerliche Hitzewellen zunehmend als Belastung empfunden werden, wird die Luftverschmutzung als deutlich weniger bedrohlich wahrgenommen. Aktuelle Daten deuten jedoch darauf hin, dass die durch Luftverschmutzung verursachte Krankheitslast die der hitzebedingten Erkrankungen hierzulande deutlich übersteigt. Ein möglicher Grund für das abnehmende Problembewusstsein liegt darin, dass sich der Aufmerksamkeitsfokus in der Bevölkerung vor dem Hintergrund der vielfältigen, unter anderem wirtschaftlichen Krisen der zurückliegenden Jahre verlagert hat.
Informationen schützen
Obwohl sich viele Menschen nach eigenen Angaben gut über Umweltfolgen informiert fühlen (35,9 Prozent beim Thema Hitze, 16,6 Prozent beim Thema Luftverschmutzung), nutzen nur wenige diesbezügliche Warn- und Informationsdienste (Hitze: 24,2 Prozent, Luftverschmutzung: 12,5 Prozent). Die Hauptgründe sind mangelndes Interesse sowie Unkenntnis über die Angebote.
Ein aktiver und informierter Umgang mit Umweltthemen ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Menschen angemessen auf umweltbedingte Gesundheitsgefahren reagieren. Auch die Akzeptanz politischer Maßnahmen für den Umweltschutz hängt stark davon ab, dass deren Notwendigkeit der Bevölkerung bewusst ist. Um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen, ist es darum von entscheidender Bedeutung, das Problembewusstsein für die gesundheitlichen Auswirkungen von Umweltfaktoren zu stärken.
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