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Luftverschmutzung: Forderung nach strengeren Grenzwerten

07.02.2024 2 Min. Lesedauer

Noch vor den Europawahlen Anfang Juni soll eine neue EU-Luftqualitätsrichtlinie verabschiedet werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sich die europäischen Staaten bis zum 20. Februar einigen. Experten mahnen daher rasche und ernsthafte Verhandlungen an. Bundesärztekammer und Umweltbundesamt gehen die geplanten Regelungen allerdings nicht weit genug.

Aus ärztlicher Sicht lägen die derzeit diskutierten Grenzwerte „noch deutlich oberhalb“ der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Richtwerte, kritisierte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, heute vor Journalisten. Laut Reinhardt führt allein die Feinstaubbelastung europaweit zu rund 300.000 vorzeitigen Todesfällen. „Feinstaub gehört zu den größten umweltbedingten Gesundheitsrisiken, die wir haben“, so der Ärztekammer-Chef. Dennoch habe er nicht den Eindruck, dass dies „bisher in ausreichendem Maße in der politischen Öffentlichkeit thematisiert wird“.

Claudia Röhl, Leiterin des Fachbereichs „Gesundheitlicher Umweltschutz und Schutz der Ökosysteme“ im Umweltbundesamt, betonte, Deutschland halte die aktuellen Werte weitgehend ein. Bei Stickstoffdioxid und Feinstaub betrage das Maximum jeweils 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die WHO empfiehlt zehn Mikrogramm (Stickstoffdioxid), beziehungsweise 15 Mikrogramm (Feinstaub) pro Kubikmeter. Es brauche „dringend weitere Anstrengungen“, um die Luftqualität in Deutschland und in Europa zu verbessern. Durch die derzeitige Einhaltung der Grenzwerte sinke die Motivation zur Erstellung nationaler Luftreinhaltungspläne und daraus resultierender Maßnahmen, sagte Röhl.

Anne Stauffer von der Nichtregierungsorganisation „Heal and Environment Alliance“ befürchtet, dass ein möglicher Rechtsruck nach den Europawahlen zu anderen politischen Prioritäten führt. Deshalb sei es aus Gesundheitssicht wichtig, dass die Änderung der EU-Luftqualitätsrichtlinie „noch in diesem Frühjahr beschlossen“ werde.

Bislang sind sich die zuständigen Gremien uneins über die Ausgestaltung. Das Europäische Parlament plädiert für eine vollständige Einführung der von der WHO empfohlenen Grenzwerte bis 2035. Die Europäische Kommission befürwortet weniger strenge Grenzwerte, will diese aber schon 2030 implementieren. Einzelne EU-Mitgliedsstaaten fordern Ausnahmen und Aufschübe bis 2040. Luftverschmutzungen verursachen unter anderem Lungen-, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Diabetes. (fb)

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