Gut auf Hitze vorbereitet?
Bereits der Frühling war hierzulande viel zu trocken. Nun stehen der Sommer und damit neue Höchsttemperaturen bevor. Wie gut gelingt es Deutschland und seinem Gesundheitswesen, mit den Herausforderungen des Klimawandels umzugehen? Die G+G hat vier relevante Akteure nach ihren Einschätzungen gefragt.

Hitzeresilienz flächendeckend umsetzen

Dr. Martin Herrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V.:
„Es gibt jährlich bis zu 10.000 hitzebedingte Todesfälle, Hunderttausende leiden unter schweren Symptomen, Millionen sind in ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt. Gleichzeitig erhöht sich auch die Anzahl der Risikopersonen durch die demografische Entwicklung weiter. Seit 2023 gibt es den Hitzeaktionstag mit inzwischen sehr großer Reichweite und vielen Bündnispartnern. Bund, Länder und Kommunen verstärken ihre Anstrengungen – auch mittels Hitzeaktionsbündnissen. Ebenso übernehmen Gesundheitsberufe Verantwortung. In den nächsten Jahren müssen wir mit deutlich gefährlicheren Hitzeextremlagen rechnen. Daher müssen wir Hitzeresilienz – auch für Extremszenarien – flächendeckend umsetzen. Gesundheitlicher Hitzeschutz muss bei Investitionen in Infrastruktur, bei Neubau, Instandhaltung und Sanierung von Gebäuden sowie dem Umbau von Städten grundsätzlich berücksichtigt werden. Zudem muss Hitzeschutz in Budgets und Vergütungen zu Behandlungs- und Beratungsleistungen entsprechend Platz bekommen."
Umfangreiche bürokratiearme Fördermaßnahmen notwendig

Bernadette Rümmelin, Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschland e.V.:
„Mit der Klimakrise kommen neue Herausforderungen auf uns zu, die sich stark auf die Gesundheitsversorgung auswirken. So beeinträchtigen Extremwetterereignisse wie Hitzewellen die Patientenversorgung im Krankenhausalltag unmittelbar. Die katholischen Krankenhäuser stellen sich darauf ein. Angesichts der strukturellen Unterfinanzierung durch das aktuelle Krankenhausfinanzierungssystem sind ihre Möglichkeiten hiefür leider beschränkt. Viele katholische Krankenhäuser sind Mitglied im Kompetenzzentrum für klimaresiliente Medizin und Gesundheitseinrichtungen und nutzen deren praxisnahe Hilfestellungen für Hitzeschutzpläne, die Erfassung kühler Orte oder Schulungsmaterialien für das medizinische Personal. Dringend notwendige bauliche Maßnahmen für Neubau, Isolierung, den Ersatz von Fenstern, Verschattungsmaßnahmen oder die Installation moderner Lüftungstechnik können die Krankenhäuser ohne umfangreiche bürokratiearme Fördermaßnahmen in der Fläche nicht stemmen."
Bessere Finanzausstattung durch Bund und Länder vonnöten

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages:
„Städte sollen cool bleiben. Da ist viel zu tun. Extremwetter wie Trockenheit, Hitzerekorde oder Starkregen kommen in immer schnellerem Takt. Damit Hitze nicht krank macht, veröffentlichen die Städte Hitzekarten und sensibilisieren die Bürgerinnen und Bürger, sich auch selbst besser zu schützen und viel zu trinken. Es gibt Apps, die Hitzeinseln anzeigen und Menschen vor zu hohen Temperaturen warnen können. Wir sorgen außerdem für mehr Grün und mehr Wasser in der Stadt, für Frischluftschneisen, begrünte Fassaden und Dächer und nicht zuletzt auch für Trinkbrunnen. Zudem darf Regenwasser nicht einfach in der Kanalisation verschwinden, sondern sollte nach dem Prinzip Schwammstadt in der Landschaft gehalten werden. Viele Städte haben bereits Hitzeaktionspläne. Ein kommunaler Hitzeaktionsplan bleibt aber ein Papiertiger, wenn wir die darin enthaltenen Maßnahmen nicht umsetzen können, weil den Städten das Geld fehlt. Wir brauchen eine bessere Finanzausstattung durch den Bund und die Länder."
Adaptationsmaßnahmen breiter und konsequenter umsetzen

Dr. Veit Wambach, Stellvertretender Bundesvorsitzender des Virchowbundes:
„Der Klimawandel stellt die größte gesundheitliche Bedrohung dieses Jahrhunderts dar, insbesondere durch Wetterextreme, Starkregen, Überschwemmungen, Trockenheit, Waldbrände, Luftverschmutzung und Biodiversitätsverlust. Im Gesundheitswesen müssen wir uns auf die Anpassung konzentrieren, aber auch unseren Anteil zur Abschwächung leisten. Gesundheitliche Belastungen durch den Klimawandel nehmen immer mehr zu, darunter vektorbedingte und psychische Erkrankungen, Infektionen und Allergien sowie die schädlichen Folgen von Hitze und UV-Strahlung. Besonders gefährdet sind Kinder, Schwangere, ältere, sozial schwächere und chronisch kranke Menschen. Adaptationsmaßnahmen wie Hitzepläne auf allen Ebenen, Schulungen für medizinisches Personal und Patienten sowie patientenbezogene Risikoabschätzungen müssen noch breiter und konsequenter umgesetzt werden. Wir benötigen dringend mehr sachliche und finanzielle Unterstützung vonseiten der Politik und Fachinstitutionen."
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