Blickwinkel Gesundheitssystem

Fragwürdige Kampagnen der PKV

22.01.2024 Klaus Jacobs 4 Min. Lesedauer

Jacobs' Weg: Die private Krankenversicherung (PKV) steckt viel Geld in Imagekampagnen, die ihren Stellenwert für die ganze Gesellschaft betonen sollen. Doch in Wirklichkeit geht es um den Erhalt von Privilegien.

Foto: Zwei Wegweiser, einer weist nach links, einer nach rechts. Auf dem einen steht "Kassenpatient", auf dem anderen "Privatpatient".
Foto: Porträtbild von Prof. Dr. Klaus Jacobs, Volkswirt und ehemaliger Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)
Prof. Dr. Klaus Jacobs

Seit einiger Zeit fährt der PKV-Verband eine Imagekampagne nach der anderen. Mit dem Slogan „Wir sind die Besser-für-alle-Versicherung“ soll der Eindruck erweckt werden, die Existenz der PKV als eigenständige Vollversicherung nutze dem ganzen Land. So kämen zum Beispiel Innovationen schneller in die Gesundheitsversorgung – auch für die gesetzlich Krankenversicherten. 

Dabei haben diese einen Anspruch auf Leistungen, deren Qualität und Wirtschaftlichkeit dem Stand der Wissenschaft entsprechen und den medizinischen Fortschritt berücksichtigen. Dass dies – anders als in der PKV – möglichst evidenzbasiert geschieht, ist Aufgabe der gemeinsamen Selbstverwaltung aus Krankenkassen und Leistungserbringenden. Die PKV wird hierfür nicht benötigt.

„Die Privatversicherten sind viel weniger pflegebedürftig.“

Prof. Dr. Klaus Jacobs

Volkswirt und ehemaliger Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK

Ein anderer Kampagnen-Slogan der PKV lautet „Wir sind die Weitblick-für-die-Pflege-Versicherung“. Der größte Teil der Pflegebeiträge fließe in die großspurig als Nachhaltigkeitsreserve bezeichneten Alterungsrückstellungen. Müssen die Privatversicherten dafür besonders hohe Pflegebeiträge bezahlen? Das Gegenteil ist der Fall: Ihre Beiträge liegen im Durchschnitt unter denen in der sozialen Pflegeversicherung. Dass hiervon trotzdem mehr als die Hälfte gespart werden kann, folgt vor allem aus dem relativ geringen Ausmaß an Pflegebedürftigkeit unter den Privatversicherten. Davon ist in der PKV-Kampagne aber keine Rede. 

Dort heißt es weiter, das aktuell nicht für die Pflege benötigte Geld werde am Kapitalmarkt angelegt. Profitiert davon auch die ganze Gesellschaft? Wäre es gerade auch für kommende Generationen nicht viel besser, gezielt in die Zukunft zu investieren in Gestalt von Human-kapital und Infrastruktur? Das betrifft mit der Qualifizierung von Pflegekräften und der Förderung bedarfsgerechter Pflegeformen auch direkt die Pflege. 

Allerdings zählen Geldanlagen am Kapitalmarkt zum Kern des Geschäftsmodells der PKV. Deshalb darf es hierzu keine Alternativen geben. Also braucht es weiter Kampagnen, die den gesellschaftlichen Wert der PKV betonen. Man muss aber nicht alles glauben, was darin erzählt wird.

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