Interview Versorgung

„Versorgungsforschung sollte beteiligte Professionen einbeziehen“

18.12.2023 Silke Heller-Jung 4 Min. Lesedauer

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Verena Vogt, Professur für Quantitative Versorgungsforschung und Zentrum Versorgungsforschung Jena, gemeinsam mit Prof. Dr. Jutta Bleidorn Sprecherin des Zentrums Versorgungsforschung am Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Jena.

Foto: Blick in einen Hörsaal, in dem viele Studierende sitzen. Vorne steht ein Mikrofon.
Wo steht die Forschung, welche neuen Erkenntnisse gibt es – G+G interviewt jeden Monat Institutsleiter und Lehrstuhlinhaber von Universitäten und Hochschulen.
Prof. Dr. Verena Vogt

Frau Professorin Vogt, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Prof. Dr. Verena Vogt: Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Frage, wie und was wir aus versorgungsnahen Daten, insbesondere GKV-Routinedaten lernen können, um die Versorgung zu verbessern. Dabei geht es sowohl um die Genauigkeit dieser Daten als auch angemessene Methoden der Datenauswertung. Ein Schlüsselprojekt in seiner Abschlussphase untersucht zum Beispiel, wie Überversorgung mit GKV-Routinedaten gemessen werden kann, wie hoch das Ausmaß der Überversorgung ist und ob sich damit verbundene Muster erkennen lassen.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Prof. Dr. Vogt: Am Institut für Allgemeinmedizin arbeiten verschiedene wissenschaftliche Disziplinen eng zusammen mit Ärztinnen und Ärzten aus der Hausarztpraxis. Um belastbare Ergebnisse herauszuarbeiten und beispielsweise die GKV-Routinedaten korrekt zu interpretieren, ist die Kenntnis der (hausärztlichen) Versorgungsrealität, der Rahmenbedingungen und Praxisabläufe, die der Dokumentation zugrunde liegen, essentiell. Versorgungsforschung bringt dann belastbare Ergebnisse, wenn diese Zusammenarbeit funktioniert, wenn beteiligte Professionen und die Versorgungsrealität einbezogen werden. Wir fördern in verschiedenen Besprechungsformaten sehr aktiv das „Zusammenbringen von Köpfen“, und im Zentrum Versorgungsforschung die Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Universitätsklinikum Jena über die Allgemeinmedizin hinaus.

Zur Person

Prof. Dr. Verena Vogt studierte Health Communication und Public Health/Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld und der University of Sheffield. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld und der Technischen Universität Berlin. Von 2020 bis 2023 bekleidete sie eine Juniorprofessur für Versorgungsforschung und Qualitätsmanagement im ambulanten Sektor an der Technischen Universität Berlin. Seit Juni 2023 ist Vogt Professorin für quantitative Versorgungsforschung am Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Jena und aktiv im dortigen Zentrum Versorgungsforschung.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Prof. Dr. Vogt: Es ist absolut ratsam, dass die Politik wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. Jedoch gibt es nicht die eine Wissenschaft, die als alleinige Informationsquelle dienen kann. Die Herausforderung liegt darin, relevante wissenschaftliche Erkenntnisse zu identifizieren und zu nutzen. Denken Sie an die vielfältigen wissenschaftlichen Ergebnisse und auch Meinungen der Wissenschaftler, die in der Pandemie diskutiert wurden. Besonders in der Versorgungsforschung ist eine kritische Betrachtung wichtig, um Interessen-getriebene Forschung und resultierende Verzerrungen zu erkennen. Deshalb ist es wesentlich, die Vielfalt von Ergebnissen systematisch zu prüfen, ihre Qualität zu bewerten und ihre Übertragbarkeit auf den relevanten Kontext sicherzustellen.

Forschungsschwerpunkte:

  • Versorgungsqualität (insb. Überversorgung) in GKV-Routinedaten messen
  • (Sektorenübergreifende) Versorgungspfade anhand von GKV-Routinedaten abbilden und analysieren
  • Regionale Variationen in der medizinischen Versorgung (kleinräumige Versorgungsforschung)
  • Evaluation integrierter bzw. innovativer Versorgungsprogramme

Jahresetat:
keine Angabe

Zahl und Qualifikation der Mitarbeitenden:

  • Eine Universitätsprofessorin
  • Zwei wissenschaftliche Mitarbeitende

Kontaktdaten:

Universitätsklinikum Jena
Institut für Allgemeinmedizin
Professur für quantitative Versorgungsforschung
Bachstraße 18
07743 Jena
Telefon: 03641 9395834
E-Mail: verena.vogt(at)med.uni.jena.de

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