Sehstörungen bei Dunkelheit meist eine Frage des Alters
Autofahren bei Nacht ist nicht jedermanns Sache: Die Konturen verschwimmen, die Scheinwerfer der entgegenkommenden Fahrzeuge blenden, und wenn es dann noch regnet, fühlt sich manche und mancher komplett überfordert. Dass Menschen im Dunkeln schlechter sehen als bei Licht, ist normal. Mit zunehmendem Alter nimmt die Sehschärfe bei Dämmerung und Nacht allerdings immer mehr ab. „Mit echter Nachtblindheit hat dies jedoch meist nichts zu tun“, sagt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband.
Sehschärfe und Kontrastsehen sind nachts schlechter
Bei Tageslicht sieht das Auge mit farbempfindlichen Lichtrezeptoren, den sogenannten Zapfen. Sobald es dämmert, weiten sich die Pupillen, damit möglichst viel Licht auf der Netzhaut ankommt. Dann treten die Stäbchen in Aktion – Zellen, die besonders empfindlich für kurzwelliges Licht sind. Sie nehmen keine Farben wahr, sondern nur unterschiedliche Grautöne. „Beim Autofahren in der Nacht sind die Sehschärfe und das Kontrastsehen auch bei gesunden Augen wesentlich schlechter als bei Tageslicht“, so Mediziner Ebel. Kommen optische oder medizinische Probleme hinzu, kann dies das Sehen in der Dämmerung und bei Nacht erschweren.
Ursachen
Die Ursachen für eine schlechte Nachtsicht sind vielfältig. So fallen kleine Sehfehler wie beispielsweise eine leichte Kurzsichtigkeit im Hellen kaum auf, in der Dunkelheit aber viel mehr, weil das einfallende Licht bei den dann weiter geöffneten Pupillen stärker gebrochen wird, was die Kurzsichtigkeit verstärkt.
Wann ärztliche Abklärung wichtig ist
Wer das Gefühl hat, beim Autofahren in der Nacht schlechter zu sehen, sollte dies beim Augenarzt oder bei der Augenärztin überprüfen lassen. Denn das Problem kann meist durch eine zusätzliche Brille für das Autofahren in der Nacht korrigiert werden. Sind die Augen besonders blendempfindlich, hängt dies möglicherweise mit einer Trübung der Augenlinse, dem Grauen Star , zusammen. Der kann operiert werden, wobei die trüb gewordene Linse durch eine künstliche ersetzt wird. Die OP wird meist ambulant gemacht. Wenig ausrichten lässt sich hingegen bei zu engen Pupillen, die oft mit zunehmendem Alter einhergehen. Dadurch gelangt weniger Licht ins Auge, die Sicht wird schlechter.
O-Ton von Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband
Echte Nachtblindheit
Im Gegensatz zu diesen Sehstörungen in der Dunkelheit ist die echte Nachtblindheit in Deutschland selten. Bei einer Nachtblindheit funktionieren die Stäbchenzellen nicht richtig, Betroffene können nachts daher nur noch wenig oder gar nichts sehen. Die Schädigungen der Stäbchen können zum Beispiel die Folge oder Begleiterscheinung von erheblicher Kurzsichtigkeit oder Grünem Star sein. Nachtblindheit ist in manchen Fällen auch erblich bedingt. Dabei ist die Funktion der Stäbchen schon von Geburt an beeinträchtigt oder verschlechtert sich mit zunehmendem Alter. Von dieser angeborenen Nachtblindheit (Retinitis pigmentosa) und ihren verschiedenen Formen sind in Deutschland etwa 30.000 bis 40.000 Menschen betroffen, so Pro Retina, eine Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegeneration. Eine Heilung oder Behandlung ist in der Regel nicht möglich.
Auch Vitamin-A-Mangel kann echte Nachtblindheit auslösen. Dies kommt hierzulande allerdings sehr selten vor, da eine normale Ernährung den Körper ausreichend versorgt. Aus pflanzlichen Lebensmitteln gewinnt der Organismus in erster Linie Provitamine wie Betacarotin. Diese werden im Körper zu Vitamin A umgewandelt. Zu den provitaminreichen pflanzlichen Lebensmitteln gehören Möhren, Grünkohl und Spinat. Reich an Vitamin A sind auch Leber und leberhaltige Lebensmittel. Ansonsten lässt sich ein Mangel nach ärztlicher Rücksprache durch Vitamin-A-Gaben gut ausgleichen.
Stoffwechselkrankheiten erhöhen Risiko für Nachtblindheit
Doch auch Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes mellitus erhöhen das Risiko für Nachtblindheit, da ein Diabetes zu Netzhautschäden führen kann. „Wichtig ist daher, dass Menschen mit Diabetes regelmäßig zur augenärztlichen Kontrolle gehen, damit Schäden an der Netzhaut frühzeitig erkannt und behandelt werden, um so die Sehfähigkeit zu erhalten“, sagt Mediziner Ebel. Für Versicherte mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 bietet die AOK mit AOK-Curaplan spezielle Behandlungsprogramme an. Regelmäßige Augenuntersuchungen sind wichtige Bestandteile der Programme. Die AOK bietet zudem allen an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankten Menschen und deren Angehörigen den AOK Online-Coach Diabetes an. Das Coaching-Programm beinhaltet unter anderem Tipps zum positiven Umgang mit der chronischen Erkrankung.
Grundsätzlich gilt: Beim Autofahren in der Nacht sollte immer darauf geachtet werden, dass die Windschutzscheibe sauber ist und die Scheinwerfer richtig eingestellt sind. Blenden die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Fahrzeugs, hilft es, zum rechten Straßenrand zu blicken statt mitten ins Licht.