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Paranüsse: gesunde Nüsse für den Extrakick Selen
Veröffentlicht am:14.10.2025
7 Minuten Lesedauer
Die Paranuss ist eine besondere Nuss: Kein anderes pflanzliches Nahrungsmittel enthält so viel Selen. Sie hat jedoch noch eine weitere Eigenschaft, weshalb sie für bestimmte Menschen ungeeignet ist. Was macht Paranüsse gesund und was problematisch?

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Paranüsse: harte Nuss aus den südamerikanischen Tropen
Paranüsse sind die Samen des Paranussbaums (Bertholletia excelsa), der in den tropischen Regenwäldern Südamerikas wächst. Die bei uns im Handel erhältlichen Paranüsse stammen hauptsächlich aus Bolivien, Peru und Brasilien. In Brasilien heißt die Nuss castanha-do-pará – benannt nach dem brasilianischen Bundesstaat Pará im Norden des Landes. Die deutsche Bezeichnung leitet sich davon ab. Weitere Namen für die Paranuss sind unter anderem Amazonaskastanie, Amazonasmandel, Brasilianische Kastanie, Brasilianische Nuss, Juvianuss oder Steinnuss.
Die Paranuss ist keine „echte“ Nuss
Walnüsse, Haselnüsse, Erdnüsse, Macadamianüsse, Cashewkerne, Pistazien oder Mandeln: Diese bei uns gern verzehrten Früchte bezeichnen wir allesamt als Nüsse. Aus botanischer Sicht sind davon jedoch nur Walnüsse, Haselnüsse und Macadamianüsse „echte“ Nüsse (und übrigens auch Maronen). Erdnüsse sind hingegen Hülsenfrüchte und Cashewkerne, Pistazien sowie Mandeln zählen zu den Steinfrüchten. Die Paranuss ist eine sogenannte Kapselfrucht. Ob es sich nun aber um eine echte Nuss oder eine Kaspelfrucht handelt, tut dem delikaten, würzig-nussigen Geschmack der Paranuss keinen Abbruch.
In der Schale können Aflatoxine stecken
Wer schon einmal eine Paranuss geknackt hat, weiß es: Ihre dunkelbraune, raue Schale ist härter als die von beispielsweise Wal- oder Haselnüssen. Aber nicht nur deshalb finden wir im europäischen Lebensmittelhandel vor allem geschälte Paranüsse. Sie werden auch deshalb fast ausschließlich geschält importiert, weil ihre Schalen mit Aflatoxinen belastet sein können. Dabei handelt es sich um gesundheitsschädliche Schimmelpilzgifte, die sich vor allem während der Trocknung der Nüsse in der Schale bilden können. Für den Import ungeschälter Paranüsse in die EU gibt es daher strenge Auflagen.
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Warum sind Paranüsse gesund?
Alle Nüsse sind für eine gesunde Ernährung sehr empfehlenswert. Sie tragen zur Versorgung mit wichtigen Makro- und Mikronährstoffen wie Eiweiß, ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen bei.
Ausgewählte Nährwerte der Paranuss
Die Paranuss zeichnet sich durch einen hohen Eiweiß- und Fettgehalt sowie einen hohen Anteil an Mineralstoffen aus.
Makronährstoffe pro 100 Gramm
- 66,8 Gramm Fett
- 13,6 Gramm Eiweiß
- 3,6 Gramm Kohlenhydrate
- 6,7 Gramm Ballaststoffe
Ausgewählte Mikronährstoffe pro 100 Gramm
Kalorienbombe Paranuss?
Fast 70 Prozent Fett und 683 Kilokalorien pro 100 Gramm – das entspricht in etwa einem Drittel des Richtwerts für die durchschnittliche tägliche Energiezufuhr von Erwachsenen. Hier kann jedoch Entwarnung gegeben werden: Obwohl sie einen hohen Energiegehalt haben, tragen Nüsse wie die Paranuss kaum zu Übergewicht bei. Im Gegenteil: Studien zeigen, dass der Verzehr von Nüssen sogar zu einer Gewichtsabnahme beitragen kann. Das liegt zunächst an ihrer guten Sättigungswirkung, die auf den hohen Protein- und Ballaststoffgehalt zurückzuführen ist. Außerdem haben die Fette aus Nüssen einen positiven Einfluss auf den Energiestoffwechsel. Denn sie setzen sich vorwiegend aus einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren zusammen. Paranüsse sind beispielsweise besonders reich an Omega-6-Fettsäuren. Zusammen mit dem hohen Ballaststoffanteil kann sich das vorteilhaft auf die Blutfettwerte auswirken.
Paranüsse: die bedeutendsten pflanzlichen Lieferanten von Selen
In der Mineralstoffübersicht sticht ein Wert besonders heraus: 100 Gramm Paranüsse enthalten etwa 103 Mikrogramm des Spurenelements Selen. Allerdings kann der Selengehalt der Nuss je nach Anbaugebiet stark schwanken, da er davon abhängt, wie viel Selen der Boden enthält. Es handelt sich hierbei um einen Richt- und Schätzwert, von dem eine einzelne Charge stark abweichen kann.
Nichtsdestotrotz ist die Paranuss der bedeutendste pflanzliche Lieferant von Selen – zum Vergleich: 100 Gramm grüne Paprika enthalten nur 4,3 Mikrogramm Selen. Da Selen ansonsten vor allem in Fleisch, Fisch und Eiern enthalten ist, tauchen Paranüsse häufig in Ernährungsempfehlungen für eine vegane oder vegetarische Lebensweise auf – denn schon zwei Nüsse decken den Tagesbedarf an Selen.
Warum ist Selen wichtig?
Selen ist ein wichtiger Bestandteil bestimmter Proteine und Enzyme. Das Spurenelement ist daher an einer Vielzahl körperlicher Vorgänge beteiligt, beispielsweise an der Regulation der Schilddrüsenhormone und im Immunsystem. Als Komponente antioxidativ wirkender Enzyme ist Selen unter anderem wichtig für den Schutz des Organismus vor Zellschädigungen. Andere Enzyme, die nur mit Selen funktionieren, sind als Baustein von Spermien essenziell für die Fruchtbarkeit des Mannes. Ein regelmäßiger, moderater Verzehr von Paranüssen wirkt sich dank ihres Selengehaltes positiv auf die antioxidativen Schutzfunktionen des Körpers aus.
Was bei einem Selenmangel und einer Überdosierung passiert
Eine langfristig unzureichende Selenversorgung kann zu Beeinträchtigungen des Immunsystems, der Muskelfunktion und der Spermienbildung führen. Bei Menschen, die sich abwechslungsreich ernähren, ist ein Selenmangel in Europa jedoch selten. Ein erhöhtes Risiko für eine Unterversorgung besteht lediglich bei sehr einseitiger Ernährung, bei einem Gendefekt oder bei bestimmten Krankheiten, die zu einer unzureichenden Aufnahme oder Verwertung des Spurenelements führen.
Eine dauerhaft erhöhte Zufuhr von Selen kann zu Haarausfall, Nagelverlust, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Störungen des Nervensystems führen. Eine Selenüberversorgung kann sich durch knoblauchartigen Atemgeruch bemerkbar machen.

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Selenüberdosierung mit Paranüssen vermeiden
Der Selengehalt der Paranuss ist bemerkenswert hoch: Der Richtwert für die tägliche Zufuhr liegt laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) bei 60 Mikrogramm für erwachsene Frauen und bei 70 Mikrogramm für erwachsene Männer. Eine handelsübliche Packungsgröße mit 200 Gramm Paranüssen überschreitet mit rund 200 Mikrogramm Selen den Referenzwert deutlich. Je nach Bodenbeschaffenheit in der Herkunftsregion kann der tatsächliche Gehalt sogar noch höher ausfallen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt für Erwachsene eine maximale Zufuhrmenge von 255 Mikrogramm pro Tag. Das wiederum bedeutet: Wenn Sie Paranüsse in Maßen genießen, liegen Sie vielleicht über der DGE-Empfehlung, brauchen aber eine Selenüberdosis nicht zu befürchten.
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Vorsicht Strahlung: Wie radioaktiv sind Paranüsse?
Schon der hohe Selengehalt legt einen maßvollen und bewussten Konsum von Paranüssen nahe. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Paranüsse sind radioaktiv. Das klingt allerdings dramatischer, als es ist. Alle Nahrungsmittel enthalten natürlicherweise radioaktive Stoffe, sogenannte Radionuklide. In Paranüssen kommen diese jedoch in deutlich erhöhtem Maße vor, insbesondere Radium. Paranüsse können einen rund 1.000-fach höheren Gehalt an Radium haben als der Durchschnitt sämtlicher in Deutschland mit Radium belasteter Lebensmittel.
Radium ähnelt chemisch dem Mineralstoff Calcium. Entsprechend verhält es sich im Körper wie Calcium. Zwar scheidet der Körper das meiste Radium, das er mit der Nahrung aufnimmt, wieder aus; ein kleiner Teil wird aber über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und wie Calcium in den Knochen gespeichert. Von dort wird das Radium kontinuierlich wieder an den Körper abgegeben. Die Aufnahme von Radium wird zusätzlich gefördert und ist besonders ungünstig, wenn sich die Knochen noch im Wachstum befinden.
Die Strahlungswerte von Paranüssen
In Deutschland schwankt das Maß an natürlicher radioaktiver Strahlung, der Menschen ausgesetzt sind, regional. Im Durchschnitt sind es laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) 2.100 Mikrosievert, wovon rund 300 Mikrosievert auf Radionuklide aus der Nahrung zurückzuführen sind (bei einer durchschnittlichen Ernährungsweise). Sievert, Millisievert und Mikrosievert sind Einheiten für das Maß an Strahlung. Wenn ein erwachsener Mensch täglich zwei Paranüsse isst, kommt er auf eine zusätzliche Strahlendosis von rund 160 Mikrosievert pro Jahr.
Wie viele Paranüsse darf man pro Tag essen?
Grundsätzlich hält das BfS die zusätzlichen Strahlendosen durch Paranüsse für gering, weshalb es einen maßvollen Verzehr von Paranüssen bei Erwachsenen als unbedenklich einstuft. Ansonsten verweist das BfS darauf, dass jeder für sich selbst klären müsse, welche zusätzliche Strahlendosis akzeptabel ist. Die DGE ist hier konkreter und schlägt maximal zwei Paranüsse pro Tag vor.
Allerdings empfiehlt das BfS diesen zwei Personengruppen, vollständig auf Paranüsse zu verzichten:
- Schwangere und Stillende, um zu vermeiden, dass Radium in die Knochen des Kindes gelangt
- Kinder und Jugendliche, um eine Einlagerung von Radium in die noch wachsenden Knochen zu vermeiden
Warum sind gerade Paranüsse so stark radioaktiv?
Die Antwort auf diese Frage hängt einmal mehr mit Calcium zusammen. Paranussbäume haben einen hohen Calciumbedarf. Der nährstoffarme Boden der tropischen Regenwälder Südamerikas ist jedoch in der Regel calciumarm. Über ihre Wurzeln nehmen Paranussbäume stattdessen vermehrt radioaktives Radium aus dem Boden auf, weil es (wie bereits erläutert) dem Calcium chemisch ähnlich ist. Über das Versorgungssystem des Baumes gelangt das aufgenommene Radium schließlich in seine Früchte. Somit enthalten Paranüsse nicht nur viel Selen, sondern auch bemerkenswert viel Radium. Genau wie der Selengehalt kann der Radiumgehalt von Paranüssen in Abhängigkeit von der Bodenbeschaffenheit stark schwanken.
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