Medienkompetenz für junge Menschen mit chronischer Krankheit
Für Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung oder Behinderung ist ein sicherer Umgang mit digitalen Medien besonders wichtig: Er schützt nicht nur vor Cybermobbing, sondern eröffnet zugleich Chancen, Teilhabe und den Zugang zu verlässlichen Gesundheitsinformationen.

Nach Angaben von Bundesbildungsministerin Karin Prien verbringen inzwischen mehr als die Hälfte aller 15-Jährigen über 30 Stunden wöchentlich vor dem Bildschirm – ein Viertel sogar doppelt so viel. Diese Zahlen nannte sie bei der Vorstellung einer neuen Expertenkommission, die bis nach der Sommerpause 2026 Vorschläge für mehr Online-Sicherheit bei jungen Menschen erarbeiten soll.
Riskantes Verhalten in sozialen Medien
Laut dem Kommissionsvorsitzenden Olaf Köller, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel, zeigen inzwischen über eine Million Kinder und Jugendliche ein sehr riskantes Verhalten im Umgang mit sozialen Medien. Bereits 2023 verdeutlichte die Umfrage „Social Media x Körperwahrnehmung“ von YouGov im Auftrag des AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundesverbandes, dass 40 Prozent der jungen Erwachsenen in den sozialen Medien Druck verspüren, schöner aussehen zu müssen – und 97 Prozent dafür ihre Fotos bearbeiten.
Debatte um Altersgrenzen
Vor diesem Hintergrund forderte der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck, jüngst ein Mindestalter für die Nutzung von Social Media. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt in einem Gutachten ein Stufenmodell: Demnach sollen Kinder unter 13 Jahren grundsätzlich keinen Zugang zu sozialen Medien haben. Andere Fachleute halten hingegen nichts von solchen Altersgrenzen.
Medienkompetenz gezielt steigern
Gerade für junge Menschen mit einer chronischen Erkrankung oder Behinderung Nach der sozialrechtlichen Definition liegt eine Behinderung vor, wenn die körperlichen Funktionen,… ist der Erwerb von Medienkompetenz entscheidend: Einerseits, um sich als besonders verletzliche Gruppe vor Angriffen und Ausgrenzung zu schützen. Andererseits, um mit anderen in Kontakt treten zu können.
Um die digitale Kompetenz von Kindern und Jugendlichen zu steigern, unterstützt die AOK unter anderem die Initiative „Schau hin!“. Diese hilft Familien bei der Medienerziehung. Das Programm moodernmedia wiederum richtet sich speziell an Jugendliche – mit altersgerechten Modulen zu Themen wie Cybermobbing, Sucht- und Problemverhalten sowie der Manipulation der Selbstwahrnehmung im Internet. Es ist Teil des digitalen Gesundheitsprogramms wildGreen der AOK für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 10. Schulen können sich kostenfrei für das lehrplankonforme Programm anmelden.
Verlässliche Gesundheitsinformationen finden
Medienkompetenz spielt auch eine zentrale Rolle, sobald Jugendliche mit chronischer Erkrankung anfangen, eigenständig Gesundheitsinformationen im Netz zu suchen. Denn nur so sind sie in der Lage, verlässliche Gesundheitsinformationen von unseriösen Angeboten zu unterscheiden. Die AOK-Selbsthilfe-Tagung 2025 informierte dazu unter dem Motto „Vorsicht, Fake! Gesundheitswerbung im Netz, Desinformation und falsche Heilsversprechen“. Auf der AOK-Selbsthilfe-Tagung 2026 wiederum soll es um „Hatespeech im Internet“ und den Umgang damit gehen. Dann das Phänomen der „Hassrede“ – verbale Attacken in Form von Beschimpfungen, Hetze oder Abwertung – betrifft häufig chronisch erkrankte und behinderte Menschen, was sich negativ auf deren psychische wie körperliche Gesundheit auswirken kann.