Doppelbelastung von Frauen begegnen

Frauengesundheit ist ein essenzielles Thema, das in Medizin und Forschung oft vernachlässigt wird. Zugleich tragen Frauen meist die Hauptlast bei der Gesundheitsorganisation in der Familie und kümmern sich um chronisch kranke Angehörige. Selbsthilfeangebote können helfen, diese Doppelbelastung zu bewältigen.

Foto einer jungen Frau, die in einem Wohnzimmer einer alten Dame am Rollator hilft
Doppelte Last: Frauen stemmen oft eigene Gesundheitsprobleme und die Betreuung Angehöriger.

Studien belegen, dass Frauen nicht nur mit speziellen gesundheitlichen Herausforderungen wie Endometriose oder den Wechseljahren konfrontiert sind, sondern häufig auch andere Symptome zeigen als Männer, etwa bei einem Herzinfarkt. Zudem ist beispielsweise die Häufigkeit von Adipositas bei Mädchen aus ärmeren Familien deutlich höher als bei Kindern und Jugendlichen aus einem Elternhaus mit hoher sozioökonomischer Lage. Den geschlechtsspezifischen Unterschieden wird in der medizinischen Versorgung und Forschung trotzdem weiterhin zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Neben dieser strukturellen Lücke – dem sogenannten Gender Health- und Gender Data Gap – sind Frauen meist hauptverantwortlich für das Gesundheitsmanagement ihrer Familien und sorgen öfter für chronisch kranke Angehörige als Männer. Besonders alleinerziehende Frauen mit chronisch erkrankten oder behinderten Kindern sind von den gesundheitlichen Folgen des erhöhten Versorgungs- und Pflegebedarfs betroffen – etwa in Form von Stress, Depressionen oder einem körperlich schlechteren Allgemeinzustand.

Gesundheit geht alle an

Auf diese Doppelbelastung machte jüngst die Veranstaltung „AOK – Frauen.Stark“ aufmerksam – unter anderem anhand der Frage, wie die Gesundheitskompetenz in Familien insgesamt verbessert werden kann und welche geschlechtsspezifischen Bedürfnisse es gibt. Dr. Carola Reimann, die Vorstandsvorsitzende des AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundesverbandes, wies dabei auf die Wichtigkeit der Geschlechtersolidarität hin, unter anderem am Beispiel der Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren (HPV). Diese solle nicht nur für Töchter, sondern auch für Söhne „in den Blick genommen“ werden, so Reimann. Dadurch schützten Jungs zum einen sich selbst vor Krebsarten wie Analtumoren, aber auch künftige Partnerinnen vor HPV-bedingten Krebserkrankungen. Die Aufzeichnung der Hybrid-Veranstaltung kann online angesehen werden.

Selbsthilfe speziell für Frauen

Selbsthilfeangebote mit Fokus auf der Gesundheit von Frauen können dabei helfen, diese besonderen Herausforderungen anzugehen und sich selbst wieder in den Fokus zu nehmen. Beispielhaft ist etwa die Frauenselbsthilfe Krebs, die unter anderem in einem mehrjährigen Projekt zusammen mit Reha-Kliniken Frauen während und nach der Rehabilitationsmaßnahme begleitet.

Ein weiteres geschlechtsspezifisches Gesundheitsthema ist die Krankheit Endometriose, die oft mit zahlreichen Begleiterkrankungen einhergeht – zum Beispiel dem Fatigue-Syndrom oder Migräne. Betroffenen hilft die Endometriose-Vereinigung Deutschland, indem sie Aufklärung rund um die Erkrankung betreibt und Unterstützungsangebote macht. ADHS Deutschland wiederum informiert über die speziellen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen mit ADHS.

Neben Selbsthilfe-Projekten wie diesen gilt es nun, die genderspezifische Medizin weiter auszubauen – darin waren sich die Teilnehmerinnen der Konferenz „AOK – Frauen.Stark“ einig.