AOK-Tipps: Hilfen bei Essstörungen
Die Binge-Eating-Störung ist die häufigste Essstörung. Sie beginnt oft bei älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen und zeichnet sich durch wiederkehrende Essattacken aus.

Betroffene verlieren bei regelmäßigen Essattacken die Kontrolle und konsumieren deutlich mehr als nötig – oft ohne Hunger. Die Binge-Eating-Störung ist die am weitesten verbreitete Essstörung. Im Gegensatz zu Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und Anorexie (Magersucht) beginnt sie bei älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der Begriff „Binge“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Gelage“.
„Von einer Binge-Eating-Störung spricht man, wenn Betroffene in einem Zeitraum von mehreren Monaten mindestens eine Essattacke pro Woche haben. Dabei haben sie das Gefühl, die Kontrolle über das Essverhalten zu verlieren. Sie essen deutlich mehr und schneller, als die meisten Menschen zu sich nehmen würden, ohne Hunger zu haben“, sagt die AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Rheinland-Pfalz/Saarland.
Im Unterschied zu anderen Essstörungen werden meist keine konkreten Maßnahmen ergriffen, um eine Gewichtszunahme zu verhindern, etwa durch Erbrechen, Abführmittel oder Sport. „Die meisten Binge-Eater sind daher übergewichtig“, erläutert die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland. Bei Betroffenen mit starkem Übergewicht erhöht sich das Risiko für Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Gelenkbeschwerden. Auch die Psyche leidet infolge der Essstörung. Scham- und Schuldgefühle oder Ekel vor sich selbst, die Menschen mit der Binge-Eating-Störung nach den Essanfällen spüren, können die negative Sicht auf den eigenen Körper verstärken und zu Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen führen.
Die genauen Ursachen für die Binge-Eating-Störung sind bisher nicht bekannt. Eine starke Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und wiederholte Diäten können der Störung vorausgehen. Vermutet wird, dass Betroffene mit den Essattacken versuchen, Stress, Spannungen, Ärger, Wut oder Kummer abzubauen. Sie kämpfen quasi mithilfe des unkontrollierten Essens gegen negative Gefühle, Ängste, Beziehungskonflikte, Langeweile oder Einsamkeit an.
Ist die Diagnose gestellt und haben sich die Betroffenen zu einer Therapie durchgerungen, ist es zunächst entscheidend, dass sich das Essverhalten normalisiert. „Als wirksam hat sich hierbei die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen“, sagt die AOK. Dabei können die Betroffenen zum Beispiel mithilfe eines Tagebuches herausfinden, in welchen Stimmungen sie unkontrolliert essen. Sie trainieren, solche Situationen ohne Essattacken zu bewältigen und sich besser zu kontrollieren. Außerdem lernen sie, Hunger und Sättigung wahrzunehmen, regelmäßig zu essen und sich gesünder zu ernähren. Sie werden zudem angeregt, sich mehr zu bewegen, und setzen sich mit ihrem Bild vom eigenen Körper auseinander.
Haben die Patientinnen und Patienten ihr Essverhalten in den Griff bekommen, können sie mit einer Gewichtsabnahme beginnen. „Dabei sollten sie allerdings keine zu großen Erwartungen aufbauen und auf kurzfristige Diäten verzichten, da bei diesen das Risiko besteht, dass der Teufelskreis einer Essstörung aufrechterhalten wird“, betont die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland. „Erfolgversprechend ist eher, wenn der Lebensstil und die Ernährung langfristig geändert werden.“ Aber schon ein Leben ohne Essattacken bedeutet für viele Betroffene eine verbesserte Lebensqualität – auch dann, wenn sie ihr Übergewicht nicht loswerden.