„SGB Reha“: Ein Beispiel für Präventionspflege
Ein gutes Beispiel für die Präventionspflege in Pflegeeinrichtungen ist das Projekt SGB Reha. Im Mittelpunkt dieses Projekts steht eine ressourcenorientierte Pflege. Eine Pflege, die sich vor allem an den Stärken der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen orientiert.

Ein gutes Beispiel für die Präventionspflege in Pflegeeinrichtungen ist das Projekt SGB Reha. Im Mittelpunkt dieses Projekts steht eine ressourcenorientierte Pflege Kann die häusliche Pflege nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden, besteht Anspruch auf… . Eine Pflege, die sich vor allem an den Stärken der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen orientiert. Es geht darum, die Gesundheit, Mobilität und Lebensqualität älterer Menschen zu erhalten oder im Idealfall zu verbessern. Der Ansatz setzt auf therapeutisch-rehabilitative Impulse, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten werden. Ganz nach dem Motto: Zurück in das Leben und nicht zurück in die Betten. Dabei wird im Pflegealltag Wert auf das Zusammenwirken verschiedener Professionen gelegt: Fachpersonal aus Therapie, Medizin, Pflege, Betreuung und Pharmazie arbeitet Hand in Hand.
Die Abkürzung SGB Reha steht für „Sektorenübergreifende gerontopsychiatrische Behandlung und Rehabilitation Die Weltgesundheitsorganisation versteht unter Rehabilitation alle Maßnahmen, die darauf abzielen,… in Pflegeheimen“. Das Projekt ist 2022 gestartet und läuft über vier Jahre, in denen es wissenschaftlich begleitet wird. Geleitet wird das Projekt von der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Rheinland/Hamburg, gefördert vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Insgesamt elf stationäre Pflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen und Hamburg haben den Pflegeansatz umgesetzt. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation werden Mitte 2026 vorliegen.
Als Konsortialpartner sind die Universität Potsdam, die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, die Deutsche Akademie für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DAGPP) sowie die Evangelische Altenhilfe Mülheim an der Ruhr gGmbH beteiligt.
In zwei Einrichtungen der Evangelischen Altenhilfe Mülheim an der Ruhr gGmbH wurde die therapeutisch-rehabilitative Pflege entwickelt. Dort konnte gezeigt werden, dass in vielen Fällen der bestehende Pflegegrad Mit dem Zweiten Pflegestärkungsgesetz (PSG II) sind zum 1. Januar 2017 in der Pflegeversicherung die… vorübergehend gehalten und mitunter verbessert werden kann. In einzelnen Fällen ist bei einem besonders positiven Verlauf der Therapie sogar die Rückkehr in die häusliche Umgebung möglich.
Warum SGB Reha wichtig für die Versorgung ist
Der Ansatz zielt darauf ab, Pflegebedürftigen im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein weitgehend selbstständiges Leben zu ermöglichen. Es geht darum, die Fähigkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner zu (re-) aktivieren und zu erhalten. Bislang orientiert sich die Vergütung Die Leistungserbringer im Gesundheitswesen werden nach unterschiedlichen Systemen vergütet. Die… in der Pflege an der Höhe des Pflegegrades. Es fehlen also ausreichend finanzielle Anreize, um Menschen in ihrer Pflegebedürftigkeit Mit dem Zweiten Pflegestärkungsgesetz (PSG II) vom 27. November 2015 wurde der Begriff der… zu mobilisieren und ihnen mehr Lebensqualität zu ermöglichen. Dieses Prinzip wird in der therapeutisch-rehabilitativen Präventionspflege umgekehrt. Es handelt sich damit um ein Konzept, das die Pflege grundlegend verändern könnte, indem es Argumente für eine Neuordnung der Schnittstelle zwischen gesetzlicher Kranken- und Pflegeversicherung Die Pflegeversicherung wurde 1995 als fünfte Säule der Sozialversicherung eingeführt. Ihre Aufgabe… liefert.
Präventionspflegeansätze wie SGB Reha sind nicht nur für die Betroffenen und ihre Angehörigen ein Gewinn, auch das gesellschaftliche Bild der stationären Pflege verbessert sich. Damit einher geht eine höhere Wertschätzung der Arbeit von Pflegekräften. Diese Pflegeform erhöht die Arbeitszufriedenheit, erzeugt ein sinnstiftendes Arbeitsumfeld und sorgt für eine bessere interne und externe Kommunikation. Langfristiger Effekt: Pflegeberufe werden attraktiver, dem Personalmangel kann entgegengewirkt werden.
Von der Projektförderung zur nachhaltigen Finanzierung
Die über den Gemeinsamen Bundesausschuss geförderte Interventionslaufzeit von SGB Reha ist zum 31. März 2025 beendet worden. Die AOK Rheinland/Hamburg ist von der Präventionspflege im stationären Setting bezeichnet im Bereich der Gesundheitsförderung Lebensbereiche, in denen Menschen einen großen Teil… überzeugt und treibt den Ansatz voran - bislang als einzige Krankenkasse. Es ist als klares Signal an alle beteiligten Pflegeeinrichtungen zu verstehen, dass es seit dem 1. April 2025 eine nahtlose Anschlussfinanzierung in Form eines Selektivvertrags gibt. Weitere zwei Jahre können die Bewohnerinnen und Bewohner von der Präventionspflege profitieren.
Dies ist das Resultat aus einer konstruktiven Zusammenarbeit und einem hohen Engagement aller Projektbeteiligten. Ein besonderer Dank gilt hier der Edgar und Nina Kummerfeldt Stiftung, die alle beteiligten Pflegeeinrichtungen zusätzlich unterstützt.
Für eine nachhaltige Finanzierung bedarf es einer inhaltlichen Neuausrichtung der Pflege mit entsprechenden strukturellen Reformen und einer Umkehr des Anreizsystems, das Investitionen in den Erhalt der Gesundheit belohnt.
„Eine individuelle Versorgungsplanung, die einen Fokus auf die Rehabilitation und Wiederherstellung verlorener Fähigkeiten legt, wäre ein echter Richtungswechsel.“

stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg
3 Fragen an Matthias Mohrmann

Warum halten Sie SGB Reha für richtungsweisend in der Versorgung von Pflegebedürftigen?
Das Projekt soll Impulsgeber für eine inhaltliche Neugestaltung der Pflegeversicherung sein. Es zeigt, dass sich die Gesellschaft eine zugewandte und menschlichere Pflege leisten kann, ohne sich volkswirtschaftlich zu übernehmen. Eine individuelle Versorgungsplanung, die einen Fokus auf die Rehabilitation und Wiederherstellung verlorener Fähigkeiten legt, wäre ein echter Richtungswechsel. Dafür müssen allerdings die Grenzen zwischen der Kranken- und der Pflegeversicherung flexibler gestaltet werden, denn es ist sinnvoll, Therapie- und Rehabilitationsleistungen in die soziale Pflegeversicherung zu integrieren. Die Präventionspflege sollte als neuer Standard flächendeckend etabliert werden. Dabei ist es wichtig, dass die Therapien integraler Bestandteil des pflegerischen Alltags werden. Eine bloße Finanzierungsdiskussion wird der Komplexität der Aufgabe nicht gerecht, wir müssen die Pflege auch inhaltlich weiterentwickeln.
Also kann auch die Pflegeversicherung von diesem Modell profitieren?
Wenn Menschen mobiler werden und ein selbstbestimmteres Leben führen können, ist das zunächst ein großer Gewinn für sie selbst und für ihre Angehörigen. Aber ja, auch die Pflegeversicherung profitiert davon, wenn Pflegebedürftige einen niedrigeren Pflegegrad benötigen und weniger Unterstützung erforderlich ist. Und die Kommunen, die oft den - hohen - Eigenanteil der Versicherten übernehmen, werden entlastet. Um dies zu erreichen, sind therapeutische Maßnahmen wie Ergo- oder Physiotherapien erforderlich, für die nicht die Pflegekassen aufkommen, sondern die gegenwärtig über die Krankenversicherung finanziert werden. Aktuell ist es in unserem System also so, dass der eine Kostenträger finanziert, während andere profitieren. Dieses Prinzip ist nicht sinnvoll, es setzt falsche Anreize. Um das zu ändern, müssen neue rechtliche Grundlagen geschaffen werden.
Was bedeutet es für das Personal der Einrichtungen, wenn dort SGB Reha umgesetzt wird?
Über allem steht ein verändertes, ganzheitliches Verständnis von Pflege. Dazu zählt auch, dass Pflegeberufe attraktiver werden müssen. Und genau dafür bietet SGB Reha enormes Potenzial. Die intensive und strukturierte Zusammenarbeit der beteiligten Professionen und die zu erwartenden Therapieerfolge, zu denen die Mitarbeitenden in der Pflege den wesentlichen Beitrag leisten werden, wird die pflegerische Tätigkeit bereichern und die Arbeitszufriedenheit steigern. Davon profitiert dann wiederum die ganze Einrichtung. Damit einher geht eine höhere Wertschätzung von pflegebedürftigen Menschen und Pflegekräften. Es gewinnen alle.