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„Plötzlich stehst du in einem fremden Wohnzimmer“

05.12.2025 AOK PLUS

Janin ist bei der AOK PLUS Expertin in Sachen Rettungsdienst. Jetzt sucht sie die Praxiserfahrung: Sie tauschte den Schreibtisch gegen die Rettungswache im nordsächsischen Delitzsch und begleitete die diensthabende Notärztin.

Als ich das erste Mal hörte, was Janin vorhat, fragte ich gleich doppelt nach: Mitfahren? Beim Notarzt In Notfällen gewährleistet der Rettungsdienst lebensrettende Maßnahmen und den Transport kranker und… ? War sie sich da sicher? Ja, sie war sicher – und Dr. Claudia Pott, die Ärztliche Leiterin Rettungsdienst im Landkreis Nordsachsen, hatte es selbst so vorgeschlagen: „Wir trafen uns in diesem Jahr bei der Übergabe neuer Einsatzfahrzeuge, und ich habe so viele Fragen gestellt, dass ich direkt zur Hospitation eingeladen wurde“, erinnert sich Janin.

Jetzt stehen wir in Delitzsch, einer Stadt mit knapp 25.000 Einwohnern nördlich von Leipzig. Hier betreibt das Deutsche Rote Kreuz eine Rettungswache mit insgesamt vier Fahrzeugen. Der Landkreis ist der Träger des gesamten bodengebundenen Rettungswesens in der Region. Fast 31.000 Menschen leben im Einzugsgebiet der Delitzscher Wache, und mehr als 10.000 Einsätze wurden allein von dort aus im Jahr 2024 gefahren. Dr. Claudia Pott hat an diesem Mittwoch selbst Dienst als Notärztin. Während dieser Zeit rücken zwei Rettungswagen zu Einsätzen aus, und zusätzlich das Notarzteinsatzfahrzeug, kurz: NEF, samt Janin.

So ungewöhnlich, wie die Idee mit der Hospitation erst schien, ist sie in der Praxis doch nicht: Claudia Pott nimmt regelmäßig andere Leute mit – etwa Auszubildende zum Notfallsanitäter, oder ärztliche Kollegen, die sich in der Notfallmedizin spezialisieren. Eine Hospitantin einer Krankenkasse hatte sie allerdings noch nie an Bord. Dabei spielen die gesetzlichen Krankenversicherungen bei der Finanzierung des Rettungswesens eine wesentliche Rolle: Sie tragen die Kosten für medizinisch notwendige Rettungswagen- und Notarzteinsätze sowie Krankentransporte. Und die Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… verhandeln mit den Trägern des Rettungsdienstes über die Entgelte für die Einsätze. Übrigens: Auch die Kosten für neue Fahrzeuge und Wachen werden über diese Entgelte mitfinanziert.

Janin im Gespräch mit Notärztin Dr. Claudia Pott (r.)

Da kommt Janin ins Spiel: Für die AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… PLUS sitzt sie seit fast zehn Jahren mit am Tisch. Sie weiß, was ein Einsatz kosten kann, welche Rettungswache von wem betrieben wird, welche Fahrzeuge dort stehen und welche Gemeinden sie abdecken. Trotzdem, oder gerade deshalb, lohnt sich für sie der Seitenwechsel: „Was wir in der Theorie verhandeln, erlebe ich hier hautnah. Während mein Bürotag meistens vorhersehbar verläuft, ist im Rettungsdienst jeder Tag eine Überraschung.“

Der erste Einsatz führt die Notärztin, einen Rettungsassistent und ihre Hospitantin in die Wohnung einer schwerkranken Person. „Plötzlich stehst du mittendrin in einem fremden Haushalt, in einem fremden Wohnzimmer“, erinnert sich Janin. „Erstaunlich war für mich, wie ruhig der ganze Einsatz ablief: Jeder Handgriff sitzt und jeder weiß, was zu tun ist. Das sind echt Profis.“

„Erstaunlich war für mich, wie ruhig der ganze Einsatz ablief: Jeder Handgriff sitzt und jeder weiß, was zu tun ist. Das sind echt Profis.“

Janin

Verhandlerin bei der AOK PLUS

Das Team fährt anschließend mit zur Klinik, übergibt den Patienten an die Ärzte dort. Auch hier: Klare Abläufe. Es ist ein starker Kontrast zum Fernsehprogramm, das Rettungsdienst und Krankenhausaufenthalte gern als actionreich und dramatisch schildert und wo seltene Erkrankungen an der Tagesordnung sind. „Wir sehen Normalbürger, häufig mit gewöhnlichen Krankheiten, und in ihrem normalen Umfeld. Dieser Alltag wird im Fernsehen zu selten abgebildet“, sagt Dr. Claudia Pott.

Noch etwas bleibt nach der Hospitation besonders im Gedächtnis: Dass das Durchkommen im Straßenverkehr mitunter nicht so einfach ist. Janin schüttelt den Kopf: „Du kommst mit zwei Fahrzeugen und Blaulicht, und einige Leute machen den Weg nicht frei. Das ist unverständlich.“

Als sie die neonfarbene Sanitäter-Jacke wieder abgibt, hat sie eine Empfehlung: „Es lohnt sich, rauszugehen und in andere Branchen und Berufe reinzuschnuppern.“ Eine Idee für eine nächste Hospitation hat die Verhandlerin schon: eine Rettungsleitstelle.

Vom Rettungsassistent lässt sich Janin die Ausrüstung auf dem Notarzteinsatzfahrzeug zeigen.

Pressekonferenz

Vorstellung des neuen Public Health Index

Wo steht Deutschland beim Thema Prävention im internationalen Vergleich?