Hintergrund

Interview zur Qualität von Klinken: „Patienten sehen oft am besten, wie gut die Abläufe sind“

Wie gut sind Kliniken organisiert? Diese Fragestellung haben Patientinnen und Patienten für zahlreiche Häuser in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bewertet. Die Ergebnisse sind jetzt im AOK-Gesundheitsnavigator abrufbar. Expertin Claudia Christ-Steckhan von der AOK Nordost erklärt, wie die Ergebnisse helfen, eine passende Klinik zu finden.

Wie gut sind Kliniken organisiert? Diese Fragestellung haben Patientinnen und Patienten für zahlreiche Häuser in Berlin, Brandenburg und MV bewertet. Die Ergebnisse sind jetzt im AOK-Gesundheitsnavigator abrufbar. Dazu ein Interview, wie die Ergebnisse helfen, eine passende Klinik zu finden.

Frau Christ-Steckhan, die große Mehrheit behandelter Patientinnen und Patienten stellt den Krankenhäusern in Berlin, Brandenburg und MV ein gutes Zeugnis aus: Im Schnitt 86 Prozent würden die Klinik, in der sie behandelt wurden, weiterempfehlen. Ist also alles in Butter bei der Qualität?

Grundsätzlich empfinde ich es als eine gute Nachricht, dass ein Großteil der 33.000 von uns befragten Versicherten eine positive Behandlungserfahrung gemacht hat. Viele Krankenhäuser schaffen es, ihre Patientinnen und Patienten so zu betreuen, dass sie sich gut aufgehoben fühlen. Aber: Jeder und jede Siebte würde die Klinik nicht weiterempfehlen, in der er oder sie behandelt wurde. Es gibt also noch Luft nach oben.

Zudem gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Kliniken. Deshalb treten wir als AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… Nordost mit den Häusern, die unterdurchschnittlich abgeschnitten haben, in den Dialog. Diese Gespräche sind oft ein Anstoß, interne Abläufe zu verbessern.

Die Ergebnisse stellen wir auch unseren Versicherten im AOK-Gesundheitsnavigator zur Verfügung. Dort veröffentlichen wir sie, sobald für eine Klinik mindestens 75 Bewertungen vorliegen. Das stellt sicher, dass die Ergebnisse auch statistisch belastbar sind. Deshalb sind aktuell für rund drei Viertel aller Kliniken Bewertungen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern abrufbar.

Wer ist Claudia Christ-Steckhan?

Claudia Christ-Steckhan ist ausgebildete Pflegefachfrau und Gesundheitsökonomin mit dem Schwerpunkt Versorgungsqualität und Patientensicherheit. Sie bearbeitet bei der AOK Nordost federführend das Thema Versorgungs-Qualität.

Im Navigator können Versicherte gezielt nach einer geeigneten Klinik für eine bevorstehende Operation suchen. Der Navigator bietet aber noch weitere Qualitätsparameter. Welchen Stellenwert haben denn die Ergebnisse der Patientenbefragung?

Die Befragung zeigt, was Patientinnen und Patienten besonders gut beurteilen können: Wie ist das Pflegepersonal im Krankenhaus Krankenhäuser sind Einrichtungen der stationären Versorgung, deren Kern die Akut- beziehungsweise… mit mir umgegangen? Wie gut sind die Abläufe organisiert? Die Beurteilungen beruhen auf konkreten Erlebnissen wie beispielsweise: Musste ich stundenlang in einem zugigen Flur stehen, bis die Untersuchung begann? Oder musste ich einen halben Tag lang auf die Entlassungspapiere und das Gespräch mit dem Arzt Die ärztliche Berufsausübung, die Ausübung der Heilkunde, setzt nach der Bundesärzteordnung eine… warten? Solche Prozesse sind in kleinen Häusern oft einfacher zu steuern als in Großkliniken.

Gleichzeitig schneiden größere Kliniken bei medizinischen Ergebnissen häufig besser ab, weil sie mehr Erfahrung mit bestimmten Eingriffen haben. Je häufiger eine OP durchgeführt wird, desto eingespielter ist das Team. Das kann zu weniger Komplikationen führen oder solche vermeiden. Es gibt große Kliniken, die beides bieten: gute Ergebnisqualität und gut eingespielte organisierte Prozesse – aber bei manchen gibt es eben teils noch Verbesserungspotenzial.

Deshalb nutzen wir die Befragung, um mit weniger gut bewerteten Kliniken darüber zu sprechen, wo Abläufe und Wartezeiten verbessert werden sollten. So lässt sich die Versorgungsqualität aus Sicht der Patienten steigern.

Wie kann ich die Ergebnisse konkret nutzen, wenn ich eine Klinik suche? Ein fiktives Beispiel: Ein Orthopäde empfiehlt einem Patienten einen Hüftgelenk-Ersatz. Worauf sollte der Patient bei der Suche achten?

Zunächst sollte er nach einer Klinik suchen, die eine hohe oder mittlere Anzahl an Behandlungsfällen pro Jahr durchführt, damit die nötige Erfahrung vorhanden ist. Dann sollte die medizinische Ergebnisqualität hinzugezogen werden. Die bewerten wir im Navigator anhand von Routinedaten auch Sekundärdaten genannt, sind Daten, die routinemäßig von der gesetzlichen Krankenversicherung… .

Beim Hüftgelenkersatz analysieren wir zum Beispiel, wie oft es nach der OP zu Infektionen kommt, wie komplikationsfrei der Verlauf ist und ob nachoperiert werden musste. Damit ist ein Vergleich möglich: Ist die Qualität ist ein zentrales Versorgungsziel der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Rahmen der… in dieser Klinik überdurchschnittlich, durchschnittlich oder unterdurchschnittlich?

Wenn im fiktiven Beispiel zwei Kliniken ähnlich gut abschneiden, lohnt sich der Blick auf die Patientenbewertungen. Hat Klinik A einen Score von 88 und Klinik B nur 75, empfehlen wir, die besser bewertete Klinik zu wählen.

Kommen wir zu einem weiteren Punkt der Befragung: Besonders kritisch sehen viele Patientinnen und Patienten das Entlassmanagement. Wie bewerten Sie diesen Befund – und was muss besser werden?

Ein gutes Behandlungsergebnis in der Klinik muss durch einen reibungslosen Übergang in die ambulante Versorgung abgesichert werden – ob in die Kurzzeitpflege Kann die häusliche Pflege zeitweise nicht, noch nicht oder nicht in dem erforderlichen Umfang… , in ein Pflegeheim oder nach Hause. Hier zeigt sich klarer Verbesserungsbedarf – besonders bei älteren oder sehr kranken Behandelten. Das ist relevant, denn dieser Übergang ist entscheidend für den weiteren Behandlungserfolg.

Wichtig ist nicht nur, dass ein Entlassungsgespräch stattfindet, sondern auch, wie es geführt wird. Ärztinnen und Ärzte müssen die Informationen so vermitteln, dass sie auch verstanden werden. Dafür braucht es Zeit und eine klare, adressatengerechte Kommunikation.

Ein weiterer Hebel ist die elektronische Patientenakte Mit der ePA können Patientinnen und Patienten sowie die an Ihrer Behandlung beteiligten Ärztinnen… , die seit dem 29. April 2025 bundesweit verfügbar ist. Ab dem 1. Oktober 2025 sind Kliniken verpflichtet, sie zu nutzen. Dadurch können wichtige Informationen – etwa zu Medikamenten, Allergien oder dem Impfstatus – in der Akte gespeichert und von weiterbehandelnden Ärztinnen und Ärzten sofort eingesehen werden. So lassen sich Versorgungslücken beim Wechsel in die ambulante Behandlung vermeiden.

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22.05.2025AOK Nordost2:00 Min
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