GKV 2023 zurück im Minus
Nach einem leichten Plus im Vorjahr ist die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) 2023 wieder in die roten Zahlen gerutscht. Die Krankenkassen verbuchten ein Defizit von knapp zwei Milliarden Euro.
Die gesetzliche Krankenversicherung In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind grundsätzlich alle Arbeiter und Angestellten… (GKV) hat nach den vorläufigen Finanzergebnissen 2023 des Bundesgesundheitsministeriums ein Minus von rund 1,9 Milliarden Euro eingefahren. Das BMG spricht von einem „Überschuss der Ausgaben“ und sorgt für scharfe Kritik aus dem Kassenlager auf sich. „Statt die GKV-Finanzlage weiter schönzufärben, sollte sich die Ampel endlich an ihr Stabilisierungsversprechen zur nachhaltigen Finanzierung erinnern und nicht noch zusätzliche Milliarden-Belastungen auf Beitragszahlende und Arbeitgeber abwälzen“, kommentierte der AOK Die AOK hat mit mehr als 20,9 Millionen Mitgliedern (Stand November 2021) als zweistärkste Kassenart… -Bundesverband die Darstellung.
Den GKV-Einnahmen von 304,4 Milliarden Euro standen den Ministeriumsangaben zufolge Ausgaben von 306,2 Milliarden Euro gegenüber. Die Leistungsausgaben stiegen demnach um 5,2 Prozent, die Verwaltungskosten Die allgemeinen Verwaltungskosten des deutschen Gesundheitswesens betrugen 2020 nach Angaben des… um 1,6 Prozent. Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen schlugen den Zahlen zufolge besonders zu Buche: ein Zuwachs um rund 6,1 Milliarden Euro und damit sieben Prozent mehr als 2022. Vor allem die Aufwendungen für stationäre psychiatrische Behandlungen legten mit plus 13,5 Prozent beziehungsweise 1,1 Milliarden Euro deutlich zu.
Alle Kassenarten Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist in folgende Kassenarten gegliedert: Allgemeine… wiesen dem BMG zufolge für das zurückliegende Jahr ein Minus aus. Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hängt das Defizit „maßgeblich damit zusammen, dass 2,5 Milliarden Euro aus den Finanzreserven der Kassen an den Gesundheitsfonds Der Gesundheitsfonds wurde durch das 2007 verabschiedete GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz eingeführt.… abgeführt worden seien“. Denn für 2023 sei eigentlich ein Defizit von 17 Milliarden Euro erwartet worden. Mit dem Finanzstabilisierungsgesetz sei es gelungen, „die Finanzlage der GKV zu stabilisieren", betonte er. Die Krankenkassen Die 97 Krankenkassen (Stand: 26.01.22) in der gesetzlichen Krankenversicherung verteilen sich auf… hätten damit einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung der GKV-Finanzen geleistet.
Der GKV-Spitzenverband Mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz wurden die Organisationsstrukturen in der gesetzlichen… (GKV-SV) warnte vor weiter steigenden Kosten. „Wenn es so weitergeht wie bisher, dann war das Defizit des letzten Jahres nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommt.“ Die aktuellen Pläne für die Krankenhausreform und die geplante Geheimhaltung der Preise von neuen Medikamenten erhöhten die Kosten deutlich. Die Politik dürfe sich „an die Beitragsspirale nicht gewöhnen, wir brauchen Reformen, die sowohl die Ausgaben als auch die Einnahmen für die gesetzliche Krankenversicherung stabilisieren", so der GKV-SV. „Die wirksamsten Hebel hierfür sind bekanntlich kostendeckende Pauschalen für Bürgergeld-Beziehende, eine Absenkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel Nach der Definition des Arzneimittelgesetzes (AMG) sind Arzneimittel insbesondere Stoffe und… sowie eine durchgreifende Krankenhausreform“, unterstrich die AOK.
Für die AOK-Gemeinschaft habe sich auch im vierten Quartal des Jahres 2023 „die finanzielle Seitwärtsbewegung“ fortgesetzt. Das Defizit von 225 Millionen Euro liege etwas über dem Ergebnis des dritten Quartals: minus 200 Millionen Euro. „Von einer Entspannung der Finanzlage sind wir weit entfernt, zumal die Leistungsausgaben wieder anziehen (plus 3,7 Prozent im 4. Quartal 2023 gegenüber 3,2 Prozent im Vorquartal) und unsere Rücklagen nach der verordneten Abschmelzung nur noch dem gesetzlichen Mindestmaß entsprechen“, so ein Verbandssprecher. Zudem bestehe die Gefahr, dass weitere ausgabensteigernde Gesetzesvorhaben zulasten der Beitragszahlenden und Arbeitgeber wie die Endbudgetierung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte oder die Einführung von Geheimpreisen für Arzneimittel die Situation noch verschärften.
Das vorläufige Finanzergebnis 2023 nach Kassenarten
- AOK: - 225 Millionen Euro
- Ersatzkassen Ersatzkassen waren ursprünglich privatrechtlich organisierte Versicherungsvereine auf… : - 1,1 Milliarden Euro
- Betriebskrankenkassen Der Arbeitgeber kann für einen oder mehrere Betriebe eine Betriebskrankenkasse (BKK) errichten, wenn… : - 363 Millionen Euro
- Innungskrankenkassen Eine oder mehrere Handwerksinnungen können für die Betriebe der Mitglieder, die in einer… : - 24 Millionen Euro
- Knappschaft Die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See fungiert als Renten-, Kranken- und… -Bahn-See: - 122 Millionen Euro
- Landwirtschaftliche Krankenversicherung (außerhalb RSA): - 4 Millionen Euro
Ausgaben der GKV im Jahr 2023 in ausgewählten Bereichen
Ausgaben in Milliarden Euro | Veränderungsrate GKV | Veränderungsrate AOK | |
Ärztliche Behandlung | 47,153 | 0,9 | 0,2 |
Zahnärztliche Behandlung | 13,642 | 4,7 | 5,4 |
Zahnersatz | 4,025 | 2,8 | 4,8 |
Arzneimittel | 50,285 | 2,0 | 1,7 |
Hilfsmittel | 11,128 | 6,4 | 5,6 |
Heilmittel | 12,029 | 8,2 | 8,6 |
Krankenhaus | 93,562 | 6,1 | 4,2 |
Krankengeld | 19,111 | 5,5 | 7,6 |
Fahrkosten | 8,725 | 3,1 | 3,2 |
Vorsorge- und Reha-Maßnahmen | 4,200 | 8,6 | 5,6 |
Schutzimpfungen | 2,889 | 12,7 | 5,2 |
Schwangerschaft/Mutterschaft ohne stationäre Entbindung | 1,487 | - 4,6 | - 4,4 |
Häusliche Krankenpflege | 9,416 | 11,3 | 10,5 |
Netto-Verwaltungskosten | 12,763 | 0,8 | 34,7 |
Veränderungsrate je Versicherter gegenüber 2022 in der GKV und der AOK
Quelle: BMG, KV-45-Zahlen, 11.03.24