Diskussion um Klinik-Atlas kocht hoch
Die Debatte um die Zukunft des umstrittenen Klinik-Atlas verschärft sich. Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Christos Pantazis, sprach sich für dessen Fortführung aus.
Anders als das Verzeichnis der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sei das neue Online-Informationsportal unabhängig, sagte Pantazis heute im Deutschlandfunk (DLF). Patienten bekämen damit eine wichtige Orientierung – auch hinsichtlich der Qualitätsstandards von Kliniken. Der AOK-Bundesverband betonte, der Atlas schaffe Transparenz. Auch andere Verbände warnten vor dessen Aus.
Die DKG schlug heute vor, ihr Krankenhausverzeichnis „nach politischen Vorgaben“ weiterzuentwickeln und um einen Beirat zu ergänzen. Der Beirat soll nach Vorstellung der DKG die Weiterentwicklung des Verzeichnisses begleiten, neue Impulse setzen und die Unabhängigkeit gewährleisten sowie die wichtigsten gesundheitspolitischen Akteure einbinden: Krankenkassen, Politik, Patientenvertretungen, Pflege und Ärzteschaft.
Der Bundesverband Verbraucherzentrale (VZBV) warnte, dass ein Aus des staatlichen Portals aus Patientensicht fatal sei. Das Gesundheitssystem brauche mehr Transparenz, nicht weniger. Auch der Sozialverband VDK sprach sich gegen eine Einstellung aus. Informationen über Behandlungen dürften nicht allein von Kliniken oder Klinikverbänden bereitgestellt werden; eine unabhängige Quelle sei unverzichtbar, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele. Der Gesundheitsnavigator der AOK biete neben Fallzahlen und Zertifikaten heute bereits Informationen zu Qualitätsunterschieden für bestimmte Operationen und Eingriffe auf Basis von Routinedaten, unterstrich der AOK-Bundesverband. In diese Richtung müsste auch das Portal des Bundes weiterentwickelt werden.
Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) hatte gestern erklärt, dass die Projektgruppe „Bundes-Klinik-Atlas“ rückwirkend zum 30. Juni aufgelöst werde. Die inhaltliche Arbeit führe eine Fachabteilung im Ministerium fort. Intern würden „verschiedene Optionen“ geprüft. Der Klinik-Atlas könne jedoch weiter genutzt werden. Zuvor kursierte eine Meldung, wonach das Ministerium den Atlas einstellen wolle. Warken hatte immer wieder Doppelstrukturen als ineffizient kritisiert.
Der Klinik-Atlas war Mitte Mai 2024 gestartet und sollte umfassend über Angebote und Qualität der rund 1.700 deutschen Kliniken informieren. Nach heftiger Kritik von Fachgesellschaften, Klinikträgern und Patientenvertretern musste der Atlas überarbeitet werden. Zuvor nutzte das Bundesministerium für Gesundheit das DKG-Krankenhausverzeichnis als offizielles Verzeichnis auf seiner Internetseite. (bhu)
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