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WIdO-Studie: Belastung pflegender Angehöriger nimmt zu

21.05.2024

Rund vier Millionen Pflegebedürftige werden in Deutschland zuhause versorgt. Ihre Angehörigen wenden dafür inzwischen laut einer neuen Studie mehr Zeit auf als noch 2019. Das hat Folgen für die Erwerbstätigkeit: Fast jede vierte Hauptpflegeperson reduzierte ihre Arbeitszeit oder gab ihren eigenen Beruf ganz auf; nur 46 Prozent arbeiten noch Vollzeit. Das ergab eine heute vorgelegte, nach Pflegegraden repräsentative Forsa-Umfrage für den WIdOmonitor 2024 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Das WIdO befragte dafür im Sommer 2023 rund 1.000 Hauptpflegepersonen im häuslichen Umfeld. Als Vergleich diente eine Vorgängerbefragung von 2019.

Nach eigenen Angaben benötigten die Befragten 2019 noch 43 Wochenstunden für Tätigkeiten wie Körperpflege, Ernährung, Medikamentenstellung und Hilfe in der Nacht. Bis 2023 stieg dieser Aufwand auf 49 Wochenstunden. Viele Pflegende fühlen sich laut Umfrage am Rande ihrer Kräfte. „Jeder vierte Befragte gab und gibt an, hoch belastet zu sein und die Pflegesituation eigentlich gar nicht mehr oder nur unter Schwierigkeiten bewältigen zu können“, schildert Antje Schwinger, Leiterin des WIdO-Forschungsbereichs Pflege, die Ergebnisse.

Der Zeitaufwand wirkt sich auch auf den Beruf aus. Eine „Work-Life-Care-Balance“ sei für viele Pflegende schwer zu erreichen, so die Expertin. Gerade 46 Prozent der Befragten im erwerbsfähigen Alter arbeiten laut Umfrage in Vollzeit, 37 Prozent in Teilzeit und 18 Prozent waren nicht erwerbstätig. Von den Teilzeit-Beschäftigten gaben 52 Prozent an, ihre Arbeitszeit verringert zu haben. Von den Nicht-Erwerbstätigen waren 28 Prozent laut eigener Auskunft vor der Pflegearbeit erwerbstätig. Die Abstriche im Beruf und damit auch bei späteren Rentenansprüchen treffen vor allem Frauen: Sie stellen mit 67 Prozent das Gros der Hauptpflegenden im Arbeitsalter.

Trotz gestiegener Leistungen der Pflegekassen nahm auch die finanzielle Belastung zu. Der mittlere Eigenanteil stieg laut Umfrage von 200 Euro in 2019 auf 290 Euro in 2023. Vor allem Haushalte mit Demenzkranken und stark Pflegebedürftigen zahlten überproportional zu, erläuterte Schwinger. Hochbelastete Pflegende wünschten sich mehrheitlich mehr Unterstützung. Für Haushalte mit spezifischen Bedarfskonstellationen sei die Situation in der ambulanten Pflege nicht zufriedenstellend.

Der AOK-Bundesverband forderte neue Angebote für die Betroffenen. Denkbar seien Hauspflegegemeinschaften, mehr Nachbarschaftshilfe und bürgerliches Engagement sowie bessere Beratungsangebote, sagte Vorstandschefin Carola Reimann. Haushalte, die sich mehr Entlastung wünschten, müssten diese schnell, zielgerichtet und unbürokratisch bekommen. (cm)

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