WHO fordert mehr weltweiten Einsatz gegen Genitalherpes
Genitalherpes gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen weltweit. Einer neuen Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind insgesamt 846 Millionen Menschen zwischen 15 und 49 Jahren betroffen – mehr als jeder Fünfte dieser Altersgruppe. Pro Sekunde steckt sich mindestens eine Person mit dem Erreger an. Das entspricht 42 Millionen Menschen pro Jahr. Die WHO rief dazu auf, die Krankheit zu entstigmatisieren und mehr Geld in die Behandlung und Erforschung von Impfstoffen zu investieren.
Herpes genitalis sei bisher zu wenig diskutiert worden, obwohl es Millionen von Menschen weltweit betreffe, sagte Sami Gottlieb, einer der Studienautoren, heute anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse. „Es wurde nicht genug getan, um diese häufige Infektion zu bekämpfen“, monierte der Arzt für sexuelle und reproduktive Gesundheit und Forschung der WHO. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den gerechten Einsatz von Therapie und Impfstoffen. WHO-Direktorin Meg Doherty, die sich um die globalen Programme zur Bekämpfung von HIV, Hepatitis und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten kümmert, forderte bessere Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten.
Nach Angaben der Studie erhöht Genitalherpes das Risiko, an einer Infektion mit dem Aids-Virus HIV zu erkranken. Zwei Arten des Herpes-Simplex-Virus (HSV-1 und HSV-2) können die Erkrankung auslösen. Neun von zehn Infizierten haben keine oder unauffällige Symptome. Bei manchen Menschen führt die Infektion jedoch zu schmerzhaften Genitalwunden und Blasen, teils verbunden mit Abgeschlagenheit und Fieber. Herpes-Viren bleiben lebenslang im Körper und können immer wieder zu Ausbrüchen führen. Gerade die Herpes-Infektion von schwangeren Müttern kann schwerwiegende Folgen für das Neugeborene haben. Derzeit gibt es keine Heilung. Behandlungen können die Symptome lindern und die Nutzung von Kondomen das Risiko einer Ansteckung verringern. Die Krankheit verursacht weltweit pro Jahr 35 Milliarden Dollar Kosten.
Das Herpes-Simplex-Virus ist nicht zu verwechseln mit den Humanen Papillomviren (HPV). Diese können Krebsvorstufen, Krebs sowie Genitalwarzen auslösen. Gegen die Erkrankung durch HPV-Hochrisiko-Typen existiert bereits eine Impfung. (ts)