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Weltpoliotag: RKI und WHO mahnen weltweite Impfanstrengungen an

24.10.2025 2:30 Min. Lesedauer

Vor Rückschritten in der Bekämpfung von Poliomyelitis (Polio) haben das Robert-Koch-Institut (RKI) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gewarnt. „Aufgrund von Mittelkürzungen und der Schwächung internationaler Institutionen ist das Ziel der weltweiten Polioeradikation in Gefahr“, heißt es im aktuellen Epidemiologischen Bulletin des RKI zum Weltpoliotag heute. Gemeinsame Anstrengungen aller Länder blieben essenziell. Die WHO bezeichnete Lücken in der Durchimpfungsrate als ein Gesundheitsrisiko.

Europa gilt zwar seit 2002 als poliofrei, 2024 wurden jedoch in fünf europäischen Ländern – darunter Deutschland – im Abwasser Polioviren nachgewiesen, die laut RKI auf die orale Polioimpfung (OPV), also die Schluckimpfung, zurückzuführen sind. Diese abgeschwächten Viren könnten sich weiterverbreiten, mutieren und – bei zu niedriger Durchimpfungsrate – schließlich wieder zu Erkrankungen, einschließlich Lähmungen, führen. Klinische Fälle wurden in Deutschland bislang nicht gemeldet.

Die Durchimpfungsrate gegen Polio in der europäischen WHO-Region ist der Organisation zufolge 2024 im Vergleich zu den Vorjahren gesunken. „Lücken in der Durchimpfungsrate machen Kinder anfällig und stellen ein Gesundheitsrisiko für unsere Region und darüber hinaus dar. Wir dürfen nicht in eine Zeit zurückfallen, in der Polio regelmäßig Leben bedrohte und die Gesundheitssysteme überforderte“, mahnte Ihor Perehinets, Direktor für Gesundheitssicherheit und regionale Notfälle bei der WHO/Europa.

Auch Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) betonte, dass die Viruserkrankung weltweit noch nicht besiegt sei: „Durch zum Beispiel internationalen Reiseverkehr besteht daher die Möglichkeit, dass auch in Ländern wie Deutschland, in denen seit Jahrzehnten keine Erkrankungen mehr registriert wurden, erneut Fälle auftreten.“ Laut RKI haben 96 Prozent der Kinder des Geburtsjahrgangs 2021 eine Grundimmunisierung begonnen, zum ersten Geburtstag war diese jedoch nur bei 21 Prozent abgeschlossen. Mit zwei Jahren verfügten 77 Prozent über den vollständigen Impfschutz, im Schuleingangsalter 88 Prozent.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) des RKI empfiehlt die Grundimmunisierung im Säuglingsalter mit einer Auffrischung im Jugendalter. Seit 1988 konnten laut WHO die weltweiten Erkrankungsfälle mit Polio-Wildviren um mehr als 99 Prozent reduziert werden. Die WHO stuft die Krankheit weiterhin als gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite ein. (ts)

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