Junge Frauen verhüten immer seltener mit Pille
Die Pille zum Schutz vor Schwangerschaften verliert weiter an Beliebtheit bei jüngeren Frauen. Das ergab eine heute veröffentlichte Analyse aus Versichertendaten der AOK. Ein Erklärungsansatz für den Rückgang ist laut Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes, dass junge Frauen sich „proaktiver und genauer“ informieren. „Das führt zu einer kritischeren Einstellung gegenüber der Einnahme von Hormonen und zu einer bewussteren Entscheidung für risikoärmere Präparate.“
Die Verordnungen waren nach der Auswertung um einen Prozentpunkt zum Vorjahr weiter gesunken auf 48 Prozent. Heute vor 65 Jahren wurde die Antibabypille in den USA eingeführt. Ein Jahr später war sie auch in Deutschland erhältlich. Im vergangenen Jahr ließen sich laut AOK nur noch 22 Prozent der unter 22-jährigen Frauen die Pille verschreiben.
Damit hat sich der Anteil im Vergleich zu vor zehn Jahren fast halbiert. Während die Nachfrage nach Präparaten mit einem niedrigeren Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen und Embolien weiter gesunken ist, stiegen der Analyse zufolge die Verschreibungen risikoreicherer Präparate gegenüber 2023 geringfügig von 47 auf 48 Prozent. Damit setzt sich die positive Entwicklung der vergangenen Jahre zwar nicht fort, bleibt aber auf einem niedrigen Niveau.
Neben besseren Informationsstands und der damit verbundenen „kritischeren Einstellung gegenüber der Einnahme von Hormonen“, sieht Eymers noch mehr Gründe für die Ablehnung der Pille zur Verhütung. „Das Selbstverständnis der jüngeren Generation und ein größeres Selbstbewusstsein junger Frauen spielen sicherlich auch eine Rolle“, vermutet sie. Verhütung sei nicht mehr nur „Frauen-Sache“. Zudem zeigten Befragungen, dass Kondome gerade bei jungen Menschen am zweitbeliebtesten seien, wenn es um Verhütung ginge.
Genaue Daten liegen den Krankenkassen dazu aber nicht vor, da Kondome nicht ärztlich verordnet werden können. Eine weitere Ursache für den Abwärtstrend könne sein, dass junge Menschen heute häufig erst später sexuelle Erfahrungen als noch vor zehn oder 20 Jahren machten, so Eymers. Entsprechend befassten sie sich auch erst später mit dem Thema.
Um Risiken durch die Pille wie familiäre Vorbelastung bei Thrombosen abschätzen zu können empfiehlt die Ärztin, sich fachlich gut beraten zu lassen. Außerdem erhöhten Übergewicht und Rauchen die Gefahren. Die Kosten für die Pille tragen bis zum Alter von 22 Jahren die gesetzlichen Krankenkassen. (imo)
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