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RKI-Studie zu Corona: Pandemie-Pläne müssen soziale Faktoren mehr berücksichtigen

13.06.2025 3 Min. Lesedauer

Die Corona-Krise hat die soziale Ungleichheit in Deutschland deutlich zum Vorschein gebracht. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeichnet nun anhand regional aufgeschlüsselter Daten ein genaueres Bild der Benachteiligung. Danach hatten Menschen in armen Landkreisen ein etwa 1,5-mal höheres Risiko, an einer Corona-Infektion zu sterben, als Menschen in reicheren Gegenden der Republik. Die Forscher fordern angesichts dieser Ergebnisse, soziale Faktoren bei der Vorbereitung auf künftige Pandemien stärker zu berücksichtigen.

Für die Studie untersuchten die Forscher die Meldungen zu Corona-Infektionen und -Todesfällen aus den 401 Landkreisen und kreisfreien Städten, die sie mit dem „German Index of Socio-economic Deprivation“ – einem Maßstab für die regionale sozioökonomische Benachteiligung der Bevölkerung – verknüpften. Während in der ersten Pandemiewelle im Frühjahr 2020 vor allem reichere Regionen betroffen waren, wo sich Menschen vor allem auf Auslandsreisen infiziert hatten, wandte sich das Blatt mit der zweiten Pandemiewelle im Herbst 2020. „Die Sterblichkeit in Kreisen mit hoher Deprivation [war] ungefähr 1,5-mal so hoch wie in Kreisen mit sozioökonomisch bessergestellter Bevölkerung“, schreiben die Wissenschaftler. 
 
Nicht nur Menschen mit niedriger formaler Bildung und geringerem Einkommen hatten ein höheres Infektions- und Sterberisiko. Auch bestimmte Berufsgruppen – Reinigungskräfte, Logistikarbeiter und Gesundheitspersonal – waren laut Analyse besonders gefährdet. Beschäftigte in Gesundheitsberufen hatten in den ersten beiden Pandemiewellen ein ungefähr doppelt so hohes Risiko für eine Corona-Infektion wie Menschen in anderen Berufen. In Landkreisen mit vielen Beschäftigten im produzierenden Sektor waren die Infektionszahlen höher als in Kreisen mit vielen Menschen in Dienstleistungsberufen. 
 
Soziale Faktoren würden bei der Vorbereitung auf künftige epidemische Lagen bislang kaum adressiert, warnen die Autoren. Um die gesundheitliche Chancengerechtigkeit in solchen Krisen zu verbessern, müsse der Öffentliche Gesundheitsdienst gestärkt werden. Als konkrete Maßnahmen schlagen die Forscher unter anderem den Ausbau der Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice und verbesserten Infektionsschutz in Betriebsstätten vor. 
 
Das Forschungsprojekt „Sozioökonomische Ungleichheit in der Gesundheit während der Covid-19- Pandemie“ (Inhecov) war 2021 begonnen worden. Forscher der Universitäten Köln und Düsseldorf sowie des RKI arbeiten gemeinsam an der Frage, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland hatte. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO beeinflussen soziale Faktoren wie Wohnverhältnisse, Einkommen und Bildung die Gesundheit stärker als Genetik oder Gesundheitsversorgung. (at)

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