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Bundesärztekammer macht Vorschlag für Primärarztsystem

30.04.2025 2:30 Min. Lesedauer

Die Bundesärztekammer (Bäk) macht sich für eine effektivere Steuerung der Gesundheitsversorgung stark. In einem heute veröffentlichten Konzeptpapier zeigt sie der künftigen Bundesregierung auf, wie sich ein Primärarztsystem umsetzen ließe. Die primärärztliche Versorgung solle Normalfall und der Hausarzt verbindlicher erster Anlaufpunkt werden, sagte Bäk-Präsident Klaus Reinhardt. Insgesamt seien ein „strukturierterer Zugang zu Gesundheitsleistungen, klar definierte Behandlungspfade und mehr sektoren- und berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit" notwendig.

Dem Papier zufolge sollen die Hausärztin oder der Hausarzt für alle gesundheitlichen Anliegen die erste Versorgung übernehmen und die notwendige Weiterbehandlung beim Facharzt koordinieren. Für chronisch Kranke könne der Facharzt die Behandlung steuern. Um Verbindlichkeit zu erreichen, soll sich der Patient für mindestens zwölf Monate bei einer Primärarztpraxis einschreiben. Vielfach geforderte „finanzielle Steuerungsinstrumente“ sollten erst dann erwogen werden, wenn sich das System etabliert habe.

Reinhardt begrüßte, dass sich auch Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag auf ein verpflichtendes Primärarztsystem geeinigt haben. Demnach soll künftig grundsätzlich der Hausarzt – bei freier Arztwahl – entscheiden, ob eine Überweisung notwendig ist. Davon ausgenommen sind Augenheilkunde und Gynäkologie. Alternativ sollen Facharzttermine auch über die bundesweite Rufnummer 116 117 angeboten werden.

Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, befürwortete die Initiative der Bäk. Hausärzte könnten in einem für viele Patienten unübersichtlichen Gesundheitssystem „als erste Anlaufstelle eine lenkende und steuernde Funktion in der Primärversorgung gewährleisten“. Auch mit Blick auf die schwindende Zahl der Allgemeinmediziner müsse die Primärversorgung jedoch über interprofessionelle Teams auf mehrere Schultern verteilt werden.

Zuspruch kommt auch vom Deutschen Hausärztinnen- und Hausärzteverband. Die Reform bedeute bessere Qualität bei weniger Ressourcenverschwendung, sagte die Bundesvorsitzende Nicola Buhlinger-Göpfarth den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands (SpiFa) warnte  vor „einfach gedachten Lösungen“.  Eine reine hausärztliche Primärversorgung mit generellem Überweisungsvorbehalt zur fachärztlichen Versorgung wäre bereits aus Gründen der hausärztlichen Kapazität ein Supergau für die medizinische Versorgung, sagte der Vorsitzende Dirk Heinrich. Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, befürchtet eine Überbelastung der Hausarztpraxen. Jede müsste zusätzlich 2.000 Patienten betreuen. Dabei gebe es bereits heute Praxen, die keine Neupatienten mehr aufnähmen, sagte er den Funke-Zeitungen. (bhu)

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