Praxen treiben Digitalisierung voran – Kliniken hinken hinterher
Immer mehr niedergelassene Ärztinnen und Ärzte setzen digitale Anwendungen im Praxisalltag ein. Das zeigt das „PraxisBarometer Digitalisierung 2025“, das die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) heute veröffentlichte. Die Nutzung des elektronischen Arztbriefs hat besonders deutlich zugenommen – von 13 Prozent im Jahr 2018 auf jetzt 87 Prozent. Auch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) und das eRezept sind im Versorgungsalltag angekommen.
Derzeit nutzen 78 Prozent der Praxen die eAU, 77 Prozent das eRezept. „Die Ergebnisse machen deutlich, mit welchem Einsatz die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen die Digitalisierung in ihren Praxen vorantreiben. Zugleich zeigen sie: Wenn digitale Anwendungen zuverlässig laufen, steigt auch ihre Akzeptanz spürbar“, betonte KBV-Vorstandsmitglied Sibylle Steiner bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin.
Im Bereich der digitalen Anbindung besteht bei Krankenhäusern noch Nachholbedarf. Nur zwölf Prozent der Praxen kommunizieren überwiegend digital mit Kliniken. Besonders der digitale Entlassbrief ist der Umfrage zufolge noch nicht flächendeckend im Einsatz. Zwar sehen 85 Prozent der Praxen darin einen hohen Nutzen, aber nur 15 Prozent erhalten ihn tatsächlich digital. „Während die Praxen längst digital kommunizieren, sind Krankenhäuser noch viel zu oft im Papierzeitalter verhaftet“, kritisierte Steiner. Niedergelassene müssten dadurch immer noch zum Faxgerät greifen, obwohl sie selbst in digitalen Praxen arbeiteten, um mit den Kliniken und anderen Akteuren des Gesundheitswesens zu kommunizieren. „Dieser doppelte Weg kostet Zeit, bindet Ressourcen und sorgt für wachsende Frustration.“ So bleibe die ambulante Versorgung „die digitale Oase in einer rundherum analogen Wüste“, monierte die Verbandschefin.
Auch bei der elektronischen Patientenakte (ePA) zeigen sich weiterhin Herausforderungen. Zwar bewerteten die Praxen einzelne Funktionen – etwa die Medikationsliste – als positiv, jedoch erschweren technische Hürden und hoher Aufwand die Nutzung. Mehr als die Hälfte der Praxen berichtete von täglichen oder wöchentlichen Störungen der Telematikinfrastruktur. Das sei der Faktor, „womit alles steht und fällt, weil daran hängt das E-Rezept, der E-Arztbrief und vor allem auch natürlich die elektronische Patientenakte“, machte Steiner deutlich. Es sei wichtig „von einer Akte, die Pdf-Dokumente sammelt“, wegzukommen. Stattdessen werde eine Volltextsuche in der ePA benötigt.
Insgesamt befragte das IGES Institut im Auftrag der KBV 1.700 Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. (ts)
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