Pharmabranche setzt weiter auf mRNA-Forschung
Die deutschen Pharmaunternehmen reagieren besorgt auf den von den USA angekündigten Ausstieg aus der Förderung der mRNA-Impfstoffforschung. „Ein solcher Kurswechsel in einem führenden Innovationsland kann mittelfristig die globale Dynamik in der Impfstoffentwicklung bremsen“, sagte ein Sprecher von Pharma Deutschland (PD) G+G.
Europa werde dem US-Kurs nicht folgen, teilte die EU-Kommission auf G+G-Anfrage mit. Die EU investiere „konsequent in fortschrittliche Impfstofftechnologien einschließlich mRNA“ und biete Forschenden „ein offenes, sicheres, unterstützendes und integratives Umfeld“, das wissenschaftlicher Exzellenz verpflichtet sei.
In Deutschland sind nach Angaben des Verbandes der forschenden Pharmaunternehmen (Vfa) mehrere Unternehmen an der mRNA-Entwicklung beteiligt. Dem Verband sei nicht bekannt, „ob eins ihrer Projekte von den Streichungen der staatlichen Förderung in den USA betroffen ist“. Laut PD „sind durchaus auch Mitgliedsunternehmen von Pharma Deutschland direkt oder indirekt von den Projektabsagen betroffen“. Dazu gehört der deutsche mRNA-Pionier Biontech nach eigenen Angaben nicht. „Biontech hat weder bestehende noch laufende Projekte mit der US-amerikanischen Biomedical Advanced Research and Development Authority (Barda)“, antwortete das Unternehmen auf G+G-Anfrage.
Die Entwicklung mRNA-basierter Impfstoffe werde „auch ohne Förderung durch die US-Regierung weltweit fortgesetzt“, sagte der Vfa-Geschäftsführer für Forschungspolitik, Matthias Meergans. Derzeit seien unter anderem Impfstoffe gegen Borreliose, Pfeiffersches Drüsenfieber, Norovirus-Infektionen, Zika, Nipah und Genitalherpes in der Entwicklung. „Alles Krankheiten, für die es noch keine Impfstoffe gibt“, so Meergans. Auch an verbesserten Grippeimpfstoffen werde gearbeitet. VfA und PD verwiesen zudem auf das Potenzial der mRNA-Technologie im Kampf gegen den Krebs.
US-Gesundheitsminister Robert Kennedy begründet das Streichen von 500 Millionen US-Dollar für 22 mRNA-Forschungsprojekte mit neuen „wissenschaftlichen Erkenntnissen“. „Die Daten zeigen, dass diese Impfstoffe nicht wirksam vor Infektionen der oberen Atemwege wie Covid und Grippe schützen“, schrieb Kennedy auf X. Impfstoff-Experte Leif Erik Sander von der Berliner Charité kritisierte dies im „Spiegel“ als „irreführend“. „Die Sicherheit und Wirksamkeit der Covid-19-Impfstoffe“ seien durch umfangreiche Daten bestätigt worden, konstatierte auch die EU-Kommission.
Aus Sicht von PD kann die US-Entscheidung „auch Impulse für Europa setzen, mehr Verantwortung für strategisch wichtige Schlüsseltechnologien zu übernehmen“. Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssten „gezielt dort investieren, wo Forschung und Technologien mit strategischer Bedeutung langfristig gestärkt werden können“. Das sieht die EU-Kommission im Kern nicht anders: „Unser Biotech-Sektor bleibt eine strategische Priorität für Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit.“ Im Juli stellte die Kommission eine „Life-Science-Strategie“ vor, mit der sie die EU „zum weltweit attraktivsten Standort für Biowissenschaften“ entwickeln will. (toro)
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