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Nikotinbeutel: Experten sehen Lücken im Jugendschutz

17.09.2025 2:30 Min. Lesedauer

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) warnt vor massiven Jugendschutzlücken bei Nikotinbeuteln. Beim Verkauf dieser Produkte umgingen Händler gesetzliche Bestimmungen und den Jugendschutz, wie ein Recherche- und Forschungsteam der DGP aufdeckte. Für ihre Recherche hatten DGP-Forscher auf deutschsprachigen Websites stichprobenartig Nikotinbeutel bestellt, die in Deutschland nicht verkauft werden dürfen. Jeder Bestellvorgang sei erfolgreich gewesen. In keinem Fall der 16 unterschiedlichen Bestellungen habe es eine Alterskontrolle gegeben – weder bei der Onlinebuchung noch bei der Auslieferung, teilten die Experten mit.

Zudem stießen die Forscher durch Zufall auch auf einen Automaten nahe einer Schule in Heidelberg, der neben Süßigkeiten, Softdrinks und E-Zigaretten illegal auch Nikotinbeutel enthielt. Die Nikotinbeutel hätten einen extrem hohen Nikotingehalt von 50 Milligramm aufgewiesen, so die Wissenschaftler. Dies übertreffe die Nikotinmenge vieler anderer Produkte deutlich. So enthielten gewöhnliche Tabakzigaretten pro Stück acht bis 20 Milligramm Nikotin.

Zahlen zeigen, dass bereits jeder siebte Schüler und jede zehnte Schülerin im Alter von 16 und 17 Jahren schon mal Nikotinbeutel konsumiert hat. Dabei handelt es sich um kleine tabakfreie Päckchen aus Pflanzenfasern mit meist weißem Pulver, die Nikotinsalz enthalten. Sie werden meist unter die Oberlippe geschoben, sodass das Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Weil kein Rauch oder Dampf entsteht, können die Produkte unauffällig und überall konsumiert werden – auch im Unterricht.

In Deutsch­land existiert bisher keine spezi­fische gesetzliche Regelung für Nikotinbeutel. Sie haben aber weder eine tabakrechtliche noch eine lebensmittelrechtliche Zulassung, und der Verkauf ist daher verboten. Sie gelangen aber über Online-Anbieter und aus Nachbarstaaten ins Land.

Laut Experten bergen Nikotinbeutel ein hohes Suchtpotenzial und viele gesundheitliche Risiken. „Es wird systematisch eine neue Generation von Abhängigen herangezogen und die Behörden scheinen an dieser Stelle keine Kontrolle mehr über den Jugendschutz zu haben“, kritisierte DGP-Präsident Christian Taube. „Hier sehen wir auch die Gesundheitspolitik in der Pflicht! Was nützen die Gesetze, wenn deren Einhaltung nicht durchgesetzt wird?“ Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrick Streeck, mahnte unlängst ebenfalls ein strikteres Handeln gegen Nikotinbeutel an. Auch Wolfram Windisch, Chefarzt der Lungenklinik Köln und Professor für Pneumologie an der Universität Witten/Herdecke, verwies gegenüber G+G auf die hohe Suchtgefahr und forderte einen wirksamen Jugendschutz. (bhu)

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