Depression bei Jugendlichen: Experten sehen dringenden Handlungsbedarf
Angesichts zunehmender psychischer Erkrankungen bei jungen Menschen sehen Experten dringenden Handlungsbedarf. Allein in Deutschland litten nach aktuellen Schätzungen etwa fünf Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Besonders besorgniserregend sei der Anstieg psychischer Probleme bei Jugendlichen, erläuterte heute der Vertreter der „European Depression Association“ (EDA) in Deutschland, Detlef Dietrich. Im Vorfeld des Europäischen Depressionstages am 6. Oktober forderte die Vereinigung Maßnahmen, um Depressionen bei Jugendlichen früher zu erkennen und um deren Gesundheitskompetenz zu stärken.
„Wir erleben bei Kindern und Jugendlichen eine Entwicklung, die höchst alarmierend ist“, sagte Dietrich, der auch Ärztlicher Direktor im Ameos-Klinikum Hildesheim ist. Dringend notwendig seien die Früherkennung psychischer Belastungen und Präventionsinitiativen, um die Risiken für die mentale Gesundheit junger Menschen zu verringern und die Widerstandskraft zu stärken. „Es besteht die Gefahr, dass eine Generation nachfolgt, in der Gesundheitsprobleme und psychisches Leid weit verbreitet sind.“ Insofern sei es wichtig, das Thema mit Aktionstagen wie dem Europäischen Depressionstag weiter zu enttabuisieren.
Die Bindungsforscherin am Institut für Psychologie der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Manuela Gander, beklagte, das Leiden bleibe bei Kindern und Jugendlichen oft lange „im Verborgenen“. Somatische Symptome wie Bauchschmerzen würden nicht als Zeichen einer Depression wahrgenommen. Reizbarkeit werde jugendlicher Launenhaftigkeit zugeschrieben. Dabei erlebten acht bis zehn Prozent der jungen Menschen einmal eine depressive Episode, viele davon hätten eine behandlungsbedürftige Erkrankung. Einen Ansatz für das frühzeitige Erkennen und für Prävention sieht sie in der Schule. Lehrkräften könne eine Schlüsselrolle zukommen. Allerdings werde dies bisher weder in der Lehramtsausbildung noch in Weiterbildungen berücksichtigt.
Einen weiteren Ansatz stellte der Psychologe und Stressforscher Alexander Karabatsiakis vor. Unter dem Titel „Warum fragen wir nicht unsere Haare?“ berichtete er von Möglichkeiten, über Haaranalysen die Stressbelastung zu erkennen. Eine solche Analyse zur Messung des Kortisolspiegels sei vergleichsweise unkompliziert und könne die Schwere einer Depression aufzeigen. Sie gebe damit Hoffnung darauf, die Versorgung signifikant verbessern zu können. (ter)
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