Ost-Länderchefs für Änderungen bei Medizin-Studienplätzen
Die ostdeutschen Ministerpräsidenten fordern Änderungen bei der Vergabe von Studienplätzen, um mehr Absolventen in ihren jeweiligen Ländern halten zu können. Notwendig sei eine Flexibilisierung des Staatsvertrags zur Vergabe von Uniplätzen, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) heute nach einer Konferenz der ostdeutschen Regierungschefs in Berlin. Das alte Vergabesystem mit seinem Numerus Clausus, das noch vor der Wiedervereinigung entstanden sei, sei angesichts des demografischen Wandels und des Transformationsprozesses zum Scheitern verurteilt.
Bisher werden die meisten Plätze zentral vergeben. An ostdeutschen Unis bekommen deshalb viele Interessenten aus Süd- und Westdeutschland einen Studienplatz, bleiben nach dem Abschluss aber nicht dort. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, würde Haseloff gerne 30 Prozent der Medizin-Studienplätze im Osten für eine dezentrale Vergabe reservieren, damit mehr Landeskinder dort studieren.
Eine Erhöhung der Quoten für die ostdeutschen Länder sei notwendig, sagte Haseloff, der der Ost-Ministerpräsidentenkonferenz vorsteht, nach den Beratungen. Bei der Vergabe müssten auch mehr Vereinbarungen zu den künftigen Einsatzgebieten möglich sein. Ohne Änderung stünden in den nächsten zehn Jahren im Osten für 50 Prozent der Arztpraxen keine Nachfolger zur Verfügung. „Wir stehen vor einem absoluten Dilemma“, warnte der CDU-Politiker. Durch andere Mechanismen, etwa der Zuwanderung aus nicht-europäischen Ländern, werde sich der Ärztemangel nicht kompensieren lassen.
Mit Problemen der medizinischen Versorgung auf dem Land befasst sich auch eine Studie, die heute beim Digitalforum Gesundheit in Berlin vorgestellt wurde. Sie enthält Warnungen mehrerer Landesgesundheitsminister und zeigt digitale Vorzeigeprojekte aus den einzelnen Bundesländern auf. Einerseits steige die Nachfrage einer stetig älter werdenden Bevölkerung nach medizinischer Behandlung und andererseits gebe es einen Fachkräftemangel, der sich schon heute vor allem in ländlichen und strukturschwachen Gebieten zeige, schildert etwa der baden-württembergische Ressortchef Manne Lucha (Grüne).
Nach Ansicht der Studienautoren gehören neben der Demografie auch New Work, Digitalisierung und Individualisierung zu den Treibern der künftigen Gesundheitsversorgung. Die Gesundheitswelt von morgen werde geprägt sein von „Personalisierung und Patientenorientierung, Prävention und Public Health“. (sev)