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Kritik am Klinikatlas wird schärfer

10.06.2024 2 Min. Lesedauer

Der Gegenwind für den Klinikatlas von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wird heftiger. Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi forderte angesichts fehlerhafter Informationen ein sofortiges Abschalten des Vergleichsportals. „Datenrichtigkeit ist das oberste Gebot“, sagte der SPD-Politiker in einer gemeinsamen Mitteilung mit der niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG). Es dürfe nicht sein, „dass ein staatliches Informationsangebot derart vor Fehlern strotzt“. Das Bundesgesundheitsministerium hatte zuvor den Klinikatlas erneut verteidigt. Das Portal sei „ein lernendes System“ und werde fortlaufend aktualisiert, sagte ein Ministeriumssprecher der „Stuttgarter Zeitung“.

Das Portal ist seit Mitte Mai am Netz. Seither reißt die Kritik nicht ab. Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) monierte in einem Schreiben an Lauterbach „eine Vielzahl von teils gravierenden Fehlern“. Diese Ansicht werde auch von anderen Bundesländern geteilt, schrieb die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) laut „Stuttgarter Zeitung“. Auch das Thüringer Gesundheitsministerium kritisierte laut MDR, die Kliniken des Landes würden im Atlas mit falschen Daten geführt. Fallzahlen seien zu niedrig angegeben und Daten zum Personal fehlerhaft.

Der Klinik-Atlas sei überstürzt umgesetzt worden, weil Lauterbach ihn aus politischen Gründen vor der Krankenhausreform habe durchbringen wollen, führte Philippi aus. „Die Folgen haben jetzt die Bürgerinnen und Bürger und die Kliniken auszubaden.“ Während weiter über die Krankenhausreform verhandelt werde, könne das Informationsportal „in Ruhe neu und seriös aufgesetzt“ und nach Inkrafttreten der Reform „vernünftig betrieben werden“. Das Portal mache zusätzliche Arbeit ohne Nutzen für Patienten und Klinikpersonal, monierte NKG-Direktor Helge Engelke. Der Marburger Bund Niedersachsen nannte den Klinik-Atlas „in jetziger Form nicht tragbar“.

Einer Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zufolge geben vier von fünf Kliniken an, im Klinikatlas mit falschen Daten aufgeführt zu sein. Als häufigste Fehler nannten die Krankenhäuser „falsche oder fehlende Daten zu Fallzahlen, Bettenzahlen und Notfallstufen“. Das Bündnis Patientensicherheit warnte vor „lückenhaften und falschen Informationen“. Fast 200 medizinische Fachgesellschaften hatten sich Ende Mai gegen den Klinikatlas positioniert. Der Sozialverband VdK sprach sich hingegen für eine Beibehaltung des Portals aus. (at)