Lauterbach verteidigt Pläne für 1.000 Gesundheitskioske
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hält trotz Kritik an seinen Plänen für Gesundheitskioske fest. „Wir wollen Gesundheitskioske einführen, in den ärmsten 1.000 Stadtteilen Deutschlands“, sagte der SPD-Politiker heute zum Auftakt des Kongresses „Armut und Gesundheit“ in Berlin.
Die Kioske seien eine „sinnvolle Sache“, deren Kosten sich auf weniger als ein Promille der Ausgaben für die Krankenhäuser beliefen. Dennoch werde dieser Aspekt der Gesundheitsreform „fast mehr bekämpft als jeder andere“, bemängelte Lauterbach. Die gezielte Unterstützung von Menschen in besonders armen Vierteln werde als eine Konkurrenz zum bestehenden System wahrgenommen.
Die Kioske sollten eine niedrigschwellige Anlaufstelle für Menschen sein, die in der Regel in ihren Wohnvierteln nicht einmal mehr eine Ärztin oder einen Arzt hätten, „weil dort schon lange sich niemand mehr niederlässt“, führte Lauterbach weiter aus. Kritiker des Konzeptes hätten noch nie einen Vorschlag gemacht, wie mehr niedergelassene Ärzte motiviert werden könnten, in diesen Bezirken zu arbeiten. Lauterbach kündigte an, die Zuständigkeit der Kommunen für die Planung von Arztsitzen zu verändern. „Wir gehen an dieses Thema heran.“
Lauterbach ging auch auf die Lebenserwartung in Deutschland ein. Der Unterschied zwischen Arm und Reich sei ein Grund dafür, dass sich diese in den letzten 15 Jahren weniger günstig entwickelt habe als in anderen westeuropäischen Ländern. So lebten deutsche Frauen mit einem hohen Einkommen im Schnitt vier Jahre länger als Geringverdienerinnen. Bei den Männern betrage die Differenz sogar acht Jahre. „Diese Ungerechtigkeit in unserem System bleibt unerträglich und bleibt ein Makel“, sagte Lauterbach. Gleichzeitig drohe der Klimawandel die Unterschiede weiter zu verstärken. „Alles was wir beim Klimawandel beobachten, wirkt zum Nachteil der Ärmeren“, betonte der Minister. Klimawandel sei eine „neue Facette der sozialen Frage“.
Auch die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, wies auf die Folgen des Klimawandels für arme Menschen hin. Dieses Thema werde bislang nur als Herausforderung für andere Länder gesehen, sei aber für Deutschland „ganz genauso relevant“. „Klimawandel betrifft alle, aber nicht alle gleich“, betonte die Münchner Medizinethikerin. Am kommenden Mittwoch will der Ethikrat seine Empfehlungen zum Thema Klimagerechtigkeit vorstellen. (at)
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