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Kliniken sehen Patientenversorgung in Gefahr

14.03.2024 3 Min. Lesedauer

Die Krankenhäuser befürchten durch die angespannte Finanzlage vieler Kliniken in den nächsten Jahren massive Einschränkungen bei der Versorgung von Patienten. Seit zwei Jahren befänden sich die Einrichtungen „in einer wirtschaftlichen Schieflage wie nie zuvor“, sagte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, heute in Berlin. Laut einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts erwarten mehr als zwei Drittel der Allgemeinkrankenhäuser in einem Jahr eine schlechtere Versorgung.

Mehr als die Hälfte der Kliniken sieht sich laut Gaß zu „drastischen Sparmaßnahmen“ gezwungen. Dazu zählten für sie der Abbau von Personal, ein Einstellungsstopp, die Schließung von Standorten, Abteilungen und Stationen sowie Einschränkungen beim stationären und ambulanten Leistungsangebot und der Notfallversorgung.  Auch werde es zu mehr Wartelisten und Bettensperrungen kommen. 93 Prozent der Hospitäler nannten „nicht refinanzierte“ Kostensteigerungen als Grund.

Gaß versicherte im Beisein mehrerer Vertreter von Krankenhäusern, die DKG sei im Rahmen eines „geordneten Veränderungsprozesses“ zu einer Neustrukturierung der Kliniklandschaft bereit, bei der es auch zur Schließung von Standorten komme. Doch Reformen und die geplante Finanzreform wirkten frühestens 2027 oder gar erst 2030. Vorher komme es ohne Handeln der Politik zu einem „kalten Strukturwandel“. Zum Ausgleich der inflationsbedingten Schieflage sei es notwendig, die Landesbasisfallwerte und Psychiatrieentgelte kurzfristig zu erhöhen. „Aktuell fehlen den Klinken Monat für Monat 500 Millionen Euro.“

Bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach beißen die Klinikvertreter mit ihrer Forderung nach einem Inflationsausgleich weiter auf Granit. „Wir können nicht alle paar Monate mit ein paar Milliarden zusätzlich die Krankenhäuser subventionieren“, sagte der SPD-Politiker. „Wir haben hier eine Struktur, die nicht mehr passt. Viele dieser Häuser sind 60, 70 Prozent belegt. Viele Häuser sind darauf angewiesen, Leistungen zu erbringen, für die sie nicht optimal ausgestattet sind.“ Daher brauche es die geplante Reform.

Die Chefin des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, mahnte zu einer differenzierten Betrachtung der wirtschaftlichen Lage der Kliniken. Trotz gesunkener Auslastung der Krankenhäuser hätten sie allein im vergangenen Jahr 93,6 Milliarden Euro aus Beitragsmitteln erhalten und damit rund sechs Milliarden Euro mehr als im Jahr davor. Wichtig ist laut Reimann vor allem, dass die „bedarfsnotwendigen Kliniken“ keine Probleme bekommen. Daher müsse die große Reform schnell umgesetzt werden. Die Finanzierung der Kliniken dürfe dann nicht weiter nach dem Gießkannen-Prinzip erfolgen. Das System der Leistungsgruppen sei der richtige Weg. (sev)

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