Ärzte und Klimaallianz warnen vor Klimafolgen für Versorgung
Angesichts der Klimawandels warnen Hausärzte und die Klimaallianz Klug vor den Folgen für Arztpraxen und Kliniken und fordern mehr Aufklärung und Prävention. „Hitze beeinflusst auch die Wirkung von Arzneimitteln. Das macht Aufklärungsarbeit wichtig“, sagte Vincent Jörres, Sprecher des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes G+G.
„Besonders gefährdete Menschen brauchen eine intensivere Betreuung, beispielsweise um sicherzustellen, dass sie genug Flüssigkeit zu sich nehmen“, fügte Jörres hinzu. Gerade hochbetagten Patientinnen und Patienten falle dies häufig schwer.
Europa befindet sich im Hitzestress. Extreme Hitze- und Dürreperioden könnte es auf dem Kontinent schon in den nächsten Jahrzehnten auch in kurzen Abständen geben, so lautet das Fazit einer jüngsten Studie des Max-Planck-Instituts für Meteorologie. Als Folge breiten sich Allergien und Infektionskrankheiten aus. Diabetes-Patienten haben bei hohen Temperaturen ein höheres Herzinfarktrisiko und Asthmatiker erleiden schwerere Anfälle ausgelöst durch Starkregen und heftige Gewittern.
Auch die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (Klug) betont die Folgen der Klimaveränderungen. Praxen und Kliniken müssten mehr Patienten versorgen. Dies schränke die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems weiter ein. „Ein System, das bereits überlastet ist, gerät so an seine Grenzen“, sagte die Sprecherin Friederike von Gierke zu G+G. Ärzte und Ärztinnen müssten ihre Praxen zudem klimaresilient machen, etwa indem sie sich mit Hitzeschutz- oder anderen Katastrophenschutzplänen vorbereiten. Die Klug habe das Projekt „Transformative Arztpraxen“ angestoßen, um den Praxen Hilfestellung zu geben.
Auch der Hausärztinnen- und Hausärzteverband hat ein umfassendes Hitze-Manual zur klimaresilienten Versorgung erarbeitet. „Das reicht von der Anpassung bestimmter Medikationen, über die Umstellung der Praxisabläufe bis zur gezielten Aufklärung gefährdeter Patientengruppen“, erläuterte Jörres. Damit Praxen die zusätzlichen Aufgaben leisten könnten, sei Unterstützung von Politik und Krankenkassen nötig. „Zum Nulltarif wird das nicht gehen.“ Klimaresiliente Versorgung koste Zeit und Geld.
Das Robert-Koch-Institut unterstreicht in einer neuen Studie zudem die Wichtigkeit von Kommunikation in der Klimakrise, da Gegenmaßnahmen auf allen Ebenen der Gesellschaft ergriffen werden müssten. „Diese Veränderungen sollten mit erklärender Wissenschafts- und Risikokommunikation ergänzt und begleitet werden, um ihre Wirksamkeit und Nachhaltigkeit zu verbessern“, schreiben die Wissenschaftler. (at)
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