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Jedes siebte Kind in Deutschland ist armutsgefährdet

12.11.2025 2:30 Min. Lesedauer

Die Chancen für ein gutes Aufwachsen klaffen in Deutschland weiter auseinander. Darauf weist der neue Unicef-Bericht zur Lage der knapp 14 Millionen Kinder und Jugendlichen in Deutschland hin, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Unter dem Titel „Eine Perspektive für jedes Kind“ zeigt die gemeinsam mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) erarbeitete Untersuchung, wie stark soziale Herkunft, Bildung und Wohnort das Leben junger Menschen beeinflussen – mit spürbaren Folgen für Entwicklungsmöglichkeiten, Gesundheit und Wohlbefinden.

„Es bewegt sich zu wenig für Kinder in Deutschland“, sagte Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender von Unicef Deutschland. Wer heute zu wenig für Kinder tue, gefährde die Zukunft des Landes. Kinder müssten höchste politische Priorität haben. Waldersee forderte eine Gesamtstrategie gegen Kinderarmut sowie gezielte Investitionen. Eine florierende Wirtschaft allein hole Kinder nicht aus der Armut, warnte er mit Blick auf das heute vorgelegte Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen.

Laut Bericht ist jedes siebte Kind in Deutschland armutsgefährdet, jedes achte auf Bürgergeld angewiesen. Armut wirkt sich „auf wirklich alle Lebensbereiche von Kindern nachteilig aus“, sagte Sabine Walper, Direktorin des DJI, zu den Ergebnissen des Berichts. So hätten auch gesundheitliche Beschwerden deutlich zugenommen: 2022 litten 40 Prozent der Kinder zwischen elf und 15 Jahren mehrmals pro Woche oder täglich darunter – 2014 waren es erst 24 Prozent. Zudem fühlte sich jedes fünfte Grundschulkind einsam und jeder elfte Jugendliche berichtete von Mobbing-Erfahrungen.

Auch der Verein „Save the Children Deutschland" fordert angesichts des Berichts mehr politische Entschlossenheit. „Wie oft müssen uns noch Berichte bescheinigen, dass es vielen Kindern und Jugendlichen in Deutschland nicht gut geht?“, sagte Eric Großhaus, Experte für Kinderarmut und soziale Ungleichheit. Der von der Bundesregierung ausgerufene „Herbst der Reformen“ müsse „ein Aufbruch für Kinder sein“.

Seit 2006 bündelt Unicef Deutschland mit seinen Berichten zur Lage der Kinder die wichtigsten Erkenntnisse über das Aufwachsen junger Menschen hierzulande – und leitet daraus Handlungsempfehlungen für Politik und Gesellschaft ab. (sr)

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