Illegaler Paxlovid-Handel: Bundesweite Ermittlungen
Etliche Apotheken sollen das staatlich bezahlte Corona-Medikament Paxlovid illegal weiterverkauft und Profite in Millionenhöhe eingestrichen haben. Das berichtet heute der Rechercheverbund Süddeutsche Zeitung (SZ), NDR und WDR. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) stellte demnach bundesweit Anzeigen.
25 Staatsanwaltschaften ermitteln derzeit; eine erste Anklage liegt vor. Das BMG hatte 2022 eine Million Packungen des Pfizer-Medikaments eingekauft und Apotheken zur kostenlosen Weitergabe an Patienten bereitgestellt. Kosten für den Bund: Rund 650 Euro pro Packung.
Dem Bericht zufolge leitete das BMG wegen enorm hoher Bestellmengen einzelner Apotheken Anfang 2023 Ermittlungen ein. So habe allein eine Apotheke in Frankfurt/Main fast 10.000 Packungen geordert. Die übliche Abgabemenge liege bei fünf bis 30 Packungen im Jahr, erklärte Maximilian Wilke, leitender Apotheker in Berlin, dem Recherchenetzwerk. Vor Weihnachten durchsuchten demnach Polizisten Apotheken in Bayern und Berlin. Eine soll 1.800 Packungen Paxlovid bestellt haben. In Baden-Baden sei Anklage gegen einen Apotheker ergangen, der mehr als 1.000 Packungen ins Ausland verkauft haben soll.
Die Ermittlungen seien schwierig, heißt es weiter. Zu klären, ob die staatlich bezahlten Medikamente illegal weiterverkauft oder nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums einfach weggeworfen worden seien, sei kaum möglich. „Es gibt keine Vorschrift, dass die Apotheker die Paxlovid-Packungen besonders entsorgen oder das dokumentieren müssten", sagte ein Ermittler.
Rund 560.000 Packungen haben Apotheken in Deutschland nach Informationen von SZ, NDR und WDR erhalten. Wie viele davon an Patienten weitergegeben wurden, sei laut BMG aus datentechnischen Gründen nicht nachvollziehbar. Der Rechercheverbund errechnete auf Basis von Zahlen des Bundesamts für Soziale Sicherung eine Menge von etwa 300.000 Packungen.
„Fast alle Apotheker sind ehrlich und halten sich an die Regeln“ schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf X. „Auch um sie zu schützen müssen Fälle verfolgt werden, wo einzelne Apotheker kostenlos bezogenes Paxlovid illegal an Dritte verkauft haben sollen.“ Der Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda), Benjamin Rohrer erklärte: „Uns sind die einzelnen Verfahren nicht bekannt“. Klar sei, dass der Handel oder gar Export des dem Staat gehörenden Corona-Medikaments nicht zulässig sei und strafrechtlich verfolgt werden könne. Heute startet in Deutschland der reguläre Verkauf von Paxlovid. Pfizer verlangt knapp 1.200 Euro pro Packung. Zahlen sollen die Krankenkassen. (bhu)
Datenschutzhinweis
Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.
Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.