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Hecken warnt vor Schnellschuss beim Primärarztsystem

14.05.2025 3 Min. Lesedauer

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat die Absicht der Bundesregierung bekräftigt, die ambulante Regelversorgung zu reformieren. Als Blaupause für das im Koalitionsvertrag verankerte Primärarztsystem eigne sich die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV). Sie müsse aber zu einem „Bezugsarztsystem“ weiterentwickelt und verbindlicher gestaltet werden, sagte der CDU-Politiker heute beim Gesundheitskongress des Westens in Köln. Der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA), Josef Hecken, warnte dort vor einem Schnellschuss. „Jetzt alle Patienten einfach nur erst mal zum Hausarzt zu schicken, führt zum größten Flop aller Zeiten.“ Er forderte eine sorgfältige Vorbereitung.

Der Begriff „Primärarzt“ greife zu kurz, betonte der Vorstandsvize der AOK Rheinland/Hamburg, Matthias Mohrmann, in Köln. Er plädierte für eine „Primärversorgung mit mehr Delegation und einer neuen Rollenverteilung zwischen Ärzten und medizinischen Assistenzberufen“. Es gehe nicht um Zwangssteuerung, sondern vor allem um eine bessere Orientierung der Patienten, betonte Mohrmann. In Deutschland gebe es auch deshalb so viele Arztkontakte, weil Patienten nicht genau wüssten, wo sie Hilfe bekommen. „Die Kontaktfrequenz ist hoch, aber die Kontaktdauer sehr, sehr kurz“, so der AOK-Vorstand. „Wir brauchen mehr Ruhe im System.“

Alle Patienten zunächst zum Hausarzt zu schicken, sei schon personell nicht machbar, warnte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, Frank Bergmann. „Das würde je nach Region 500 bis 1.000 Patientenkontakte mehr bedeuten.“ Schon jetzt seien in Deutschland rund 5.000 Hausarztsitze unbesetzt. Bergmann sprach sich dafür aus, Elemente der Notdienst-Steuerung aufzugreifen und die medizinische Ersteinschätzung über die zentrale Patientenservice-Rufnummer 116 117 auszubauen. Zudem gelte es, die Telemedizin auszuweiten. Dringend notwendig sei es jetzt, die Notfallreform abzuschließen und den Rettungsdienst in die Fallsteuerung einzubeziehen.

Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, sowohl die zwischen Krankenkassen und Ärzteverbänden in Einzelverträgen geregelte HZV weiterzuentwickeln, als auch ein Primärarztsystem in der vertragsärztlichen Regelversorgung einzuführen. Zum „Tag der Hausarztmedizin“ warben die Hausärzte heute bundesweit für die HZV als Grundlage eines Primärarztsystem. Der Bundesverband der Hausärztinnen und Hausärzte hatte der Kassenärztlichen Bundesvereinigung am Wochenende Konzeptionslosigkeit und mangelnden Umsetzungswillen bei diesem Thema vorgeworfen. (toro)

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