Hartmannbund fordert „Grundfacharzt“ als schnellen Einstieg in Praxis
Angesichts des Ärztemangels schlägt der Hartmannbund eine grundlegende Reform der Weiterbildung vor. Dazu gehörten eine Grundfacharzt-Ausbildung als schneller Einstieg in die kurative Patientenversorgung und eine Neugestaltung der Finanzierung. Ihm sei bewusst, „dass dies mutige und gewagte Schritte“ wären, erklärte der Vorsitzende des Arbeitskreises Weiterbildung im Hartmannbund, Klaus-Peter Schaps. „Aber der Ärztemangel fordert jetzt eine umfassende Reform. Mit einer Nachjustierung der bestehenden Weiterbildungsordnung ist uns nicht geholfen.”
Schaps Vorschlag für einen „Grundfacharzt“ sieht eine „Basisweiterbildung“ vor. Im Laufe ihrer Tätigkeiten sollen die Ärztinnen und Ärzte die weiteren notwendigen Kompetenzen bis zur vollwertigen Facharzt-Qualifikation erlernen. Um die Weiterbildungszeiten zu reduzieren, plädiert der Weiterbildungsexperte des Hartmannbundes dafür, dass Weiterbildungsinhalte in Form von Kursen, Onlineformaten und Kompaktschulungen auch bei Teilzeittätigkeit oder in Elternzeit erworben werden können. Auf dem Deutschen Ärztetag in Mainz war ein Antrag erfolgreich, Weiterbildung auch in Teilzeit ohne gesonderte Genehmigung anzuerkennen, wenn sie mindesten eine 50-Prozent-Stelle umfasst.
Die Kosten der Weiterbildung sollen laut Schaps künftig über einen Fonds gedeckt werden. In diesen sollen Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen einzahlen. Zudem sollen Steuergelder den Topf auffüllen. „Der manifeste Ärztemangel sollte die Finanzierung der Weiterbildung als Gemeinwohl und als eigenständige Säule neben dem ambulanten und stationären Sektor zur Folge haben“, heißt es dazu in der Mitteilung des Hartmannbundes.
Beim Thema Weiterbildung steht die Bundesregierung aktuell wegen der im Krankenhausanpassungsgesetz geplanten Reduzierung von Weiterbildungsstätten in der Kritik. Der Hartmannbund warnte kürzlich, dies könne den Trend zur Abwanderung in andere Berufe verstärken. Auch die im Koalitionsvertrag vereinbarte Förderung der Weiterbildung im Bereich der Kinderärzte soll laut Bericht der „Ärztezeitung“ verschoben werden. Dazu meldete sich jetzt unter anderem Christiane Wessel, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin (KV Berlin), zu Wort und wies auf Lücken hin: „Bereits heute können Ärztinnen und Ärzte zumindest in den grundversorgenden Fachrichtungen etwa zwei Drittel der Weiterbildungsinhalte für die ambulante Tätigkeit in der Klinik nicht mehr erlernen.“ (sg)
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