Experten warnen vor mangelnder Bewegung im Alltag
In Deutschland sitzen die Menschen deutlich länger als noch vor zehn Jahren. Das ergab eine heute in Berlin vorgestellte Umfrage im Auftrag der Deutschen Krankenversicherung (DKV). Durchgeführt haben die Studie die Deutsche Sporthochschule Köln und die Julius-Maximilians-Universität Würzburg. „Wir sitzen im Durchschnitt täglich mehr als zehn Stunden und das ist gefährlich für die Gesundheit“, sagte Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln bei der Vorstellung des DKV-Reports. Damit verbringe die Bevölkerung im Schnitt zwei Stunden länger sitzend als 2015.
Für den repräsentativen Report befragten die Autoren bundesweit rund 2.800 Menschen ab 18 Jahren. „Wir riskieren sitzend unsere Gesundheit“, warnte Sportwissenschaftler Froböse. Der Erhebung zufolge sitzen 77 Prozent der Befragten mehr als acht Stunden täglich. Aus dieser Gruppe schafften es aber nur rund 30 Prozent, dies durch körperliche Aktivität auszugleichen. Insgesamt erreichten 68 Prozent aller Befragten das von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Minimum von wöchentlich 150 Minuten Bewegung. Demnach verfehlt knapp ein Drittel der Menschen hierzulande dieses Ziel. Darunter sind 20 Prozent, die als vollständig „inaktiv“ gelten.
Auch bei den Themen Ernährung, Gesundheitskompetenz und Prävention existierten Defizite. 66 Prozent verzichten laut DKV-Report nach eigenen Angaben auf gesundes Essen, jeweils 20 Prozent konsumieren demnach in problematischen Mengen Tabak und Alkohol. Nur zwei Prozent der Befragten pflegten einen „rundherum gesunden Lebensstil“. Dagegen beurteilten 41 Prozent ihr subjektives Wohlbefinden als kritisch. Die Selbsteinschätzungen korrespondieren mit objektiven Indikatoren. So litten 67 Prozent der Männer und 54 Prozent der Frauen unter Adipositas, heißt es in dem Report.
Etwa 54 Prozent erklärten zudem, über keine ausreichende Gesundheitskompetenz zu verfügen. Schwierigkeiten äußerten die Umfrageteilnehmer besonders bei zwei Aspekten: Der Frage, welche Informationen vertrauenswürdig sind und der Identifikation kommerzieller Interessen hinter bestimmten Gesundheitsempfehlungen. Gleichzeitig nutzten nur 21 Prozent Präventionsangebote. Froböse forderte zielgruppenspezifischere statt pauschaler Präventionsangebote. „Wir müssen positive Effekte noch wissenschaftlich fundierter an die Menschen herantragen und die Komponente Erlebnisorientierung betonen, damit Menschen Bewegung in ihr Leben integrieren“, sagte er auf G+G-Nachfrage. (fb)
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