Gesundheit in Gefahr: WHO dringt auf Plastikabkommen
Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert ein weltweites Abkommen gegen Plastikmüll. „Um Menschen vor Plastikverschmutzung zu schützen, muss die Gesundheit im Mittelpunkt stehen“, schrieb WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X. Die Regierungen müssten auf erfolgreiche Verhandlungen in Genf hinarbeiten.
Delegierte von 179 Staaten beraten seit Dienstag in der Schweiz über Wege, die Vermüllung der Erde durch Plastik einzudämmen. Plastik, ein petrochemisches Produkt, kann Jahrhunderte in der Umwelt überdauern. Auch für die menschliche Gesundheit wird es zunehmend zum Problem. Menschliche Gehirne könnten einer „Nature“-Studie zufolge inzwischen im Schnitt um die sieben Gramm an Mikroplastik erhalten. Eine höhere Konzentration wurde in Gehirnen von Demenz-Kranken gefunden.
Wissenschaftler hatten vor Beginn des Genfer Treffens vor den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Plastikkrise gewarnt. „Kunststoffe stellen eine ernste, wachsende und wenig beachtete Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Planet dar“, schrieben Experten im Fachmagazin „The Lancet“. Plastik verursache Krankheiten und Tod vom Säuglingsalter bis ins hohe Alter und trage zu Klimawandel, Umweltverschmutzung und Artenverlust bei. „Es ist klar, dass die Welt die Plastikverschmutzungskrise nicht durch Recycling überwinden kann“, betonten die Wissenschaftler.
Kunststoffe bestünden aus bis zu 16.000 Chemikalien, die durch Verschlucken, Einatmen und die Aufnahme durch die Haut in den menschlichen Körper gelangten, heißt es in der „Lancet“-Studie. Ungeborene, Säuglinge und Kleinkinder seien „besonders gefährdet“. Bei Erwachsenen erhöhe Plastik das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Krebs.
Ohne ein internationales Abkommen könnte sich das Volumen an Plastikmüll bis 2060 verdreifachen. Verhandlungen der Vereinten Nationen (VN) um einen internationalen Vertrag mit bindenden Vereinbarungen laufen seit 2022. Der letzter Anlauf war Ende 2024 im südkoreanischen Busan gescheitert.
Auch in diesem Jahr ist der Optimismus verhalten. Ölstaaten wie Saudi-Arabien und Russland sperren sich gegen Beschränkungen und propagieren Recycling. Vor dem Hintergrund sinkender Nachfrage nach Erdöl sehen sie die petrochemische Industrie als eine wichtige Einkommensquelle, um etwa Verluste durch den Umstieg von Benzin- auf Elektroautos zu kompensieren. Die jetzige US-Regierung unter Donald Trump will ebenfalls keine Grenzen bei der Produktion von Plastik. (at)
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