Erster Geheimpreis bahnt sich an – Kassen üben Kritik
Der US-Pharmakonzern Eli Lilly will als erstes Unternehmen von der Möglichkeit Gebrauch machen, einen geheimen Rabatt für ein neues Medikament auszuhandeln. Nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung geht es bei dem Arzneimittel um das Präparat Mounjaro, das sowohl für die Behandlung von Diabetes als auch von Fettleibigkeit zugelassen ist. Eli Lilly habe sich mit Vertretern der gesetzlichen Kassen auf „die Rahmenbedingungen für den Vertrag zum Erstattungsbetrag" geeinigt.
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-SV) teilte auf G+G-Anfrage mit, es sei noch kein Vertrag unterschrieben worden. Die Verhandlungsparteien befänden sich nach wie vor in Gesprächen als auch parallel in einem Schiedsverfahren. In den Medienberichten hieß es, der Vertrag könnte schon in der kommenden Woche unterschrieben werden. Eli Lilly hat Ärzte demnach per Brief darüber informiert, dass es als erstes Unternehmen in Deutschland gemäß dem von der früheren Ampel-Regierung verabschiedeten Medizinforschungsgesetz einen Preis verhandelt habe, „der wirtschaftlich ist und nicht veröffentlicht wird“.
Andreas Klinge von der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft kritisierte in der ARD allerdings, er wisse durch die Geheimhaltung nicht, ob Mounjaro für die Krankenkassen teurer oder billiger als zum Beispiel das Abnehmpräparat Ozempic sei. “Wie soll ich da wirtschaftlich verordnen?“
Die gesetzlichen Krankenkassen erneuerten angesichts des sich anbahnenden ersten Geheimpreises ihre Kritik an solchen Vereinbarungen. „Geheime und intransparente Erstattungsbeträge verteuern die Versorgung zugunsten höherer Gewinne der Pharmaindustrie und ohne die Versorgung zu verbessern“, sagte GKV-SV-Sprecher Florian Lanz auf G+G-Anfrage. Der Pharmaindustrie sei mit der Möglichkeit zu Geheimpreisen „ein Geschenk für Gewinnsteigerungen“ gemacht worden. Die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler würden dafür voraussichtlich jedes Jahr Mehrkosten in Milliardenhöhe bezahlen, ohne dass sich dadurch auch nur im Geringsten ihre Versorgung verbessere, so Lanz. (ter)
Datenschutzhinweis
Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.
Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.