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Forscher warnen vor zu hohem Reserveantibiotika-Verbrauch  

08.02.2024 3 Min. Lesedauer

Die Zahl der Antibiotika-Verordnungen ist laut einer heute veröffentlichten Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) 2022 erneut gestiegen. Demnach rechneten Ärzte rund 31 Millionen Antibiotikaverordnungen ab. Damit entfiel der Analyse zufolge fast jedes 25. ambulant ausgestellte Rezept in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auf Arzneimittel zur Behandlung bakterieller Infektionen. 2020 und 2021 sei die Zahl der Verordnungen im Vergleich zu den Vorjahren rückläufig gewesen, so die Autoren.

Trotz des Anstiegs im Vergleich zu 2021 (24 Millionen Verordnungen) registrierte das WIdO seit 2013 tendenziell sinkende Zahlen. So wurden 2019 noch 34 Millionen Verordnungen ausgestellt. WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder sprach von einem „grundsätzlich positiven Trend“. Der Medizinprofessor Winfried Kern, Vorstand der Akademie für Infektionsmedizin und Mitglied der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, sagte zu G+G: „Auch wenn die Verordnungshäufigkeit das Niveau von 2019 noch nicht wieder erreicht hat, müssen wir weiterhin auf eine strenge Indikationsstellung achten.“ Deutschland komme mit weniger Antibiotika im ambulanten Setting aus.

Mit 42 Prozent Anteil an allen Antibiotikaverordnungen lag die Zahl der angewendeten Reserveantibiotika auf ähnlichem Niveau wie 2020 und 2021. Reserveantibiotika „sollten den Leitlinien entsprechend nur im Bedarfsfall bei schweren bakteriellen Erkrankungen eingesetzt werden“, warnte Schröder. In einer regionalen Auswertung zeigten sich beachtliche Unterschiede: So lag der Verordnungsanteil der Reserveantibiotika in Hamburg mit 118 Verordnungen je 1.000 GKV-Versicherte am niedrigsten, während der Anteil in Hessen mit 227 Verordnungen fast doppelt so hoch war. Auch bei den Antibiotikaverordnungen insgesamt existieren große Differenzen zwischen den Bundesländern. „Oft sind es lokale Meinungsführer aus Klinik und Praxis, die eine solche Verordnungspraxis mitbedingen“, erklärte Kern. Hinzu kämen Unterschiede zwischen Stadt und Land, zwischen Gebieten mit mehr oder weniger Zugang zu Fachärzten, zwischen mehr akademisch gebildeten Bevölkerungsanteilen und mehr körperlich arbeitenden Menschen, die solche Unterschiede mitbedingten. Für WIdO-Chef Schröder liefern diese Unterschiede „Hinweise darauf, dass regionale Informationskampagnen und Zielvereinbarungen das ärztliche Verschreibungsverhalten sinnvoll unterstützen können“. (fb)

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